Archiv der Kategorie: Changemanagement

Hier finden Sie Themen zum Veränderungsmanagement.

Neues – Jüngere und Ältere gemeinsam

Das Besondere an Neuem ist die Tatsache, dass es vorher nicht existierte. Dazu gehören neue Produkte, wie beispielsweise Telefone, erst mit und später ohne Kabel sowie neue Arbeitsweisen. Manche Veränderungen vollziehen sich über eine lange Zeit. Andere passieren sehr schnell. So benötigte das Telefon über siebzig Jahre, bis fünf Prozent der Deutschen es nutzten – das Mobiltelefon brauchte neun Jahre und Facebook nur drei. Schafft man diese Neuerungen besser mit jüngeren oder älteren Leuten?

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Da es sich bei diesem Thema um eine Gratwanderung der Stereotype handelt, möchte ich hier gleich darauf hinweisen, dass die beschriebenen Eigenschaften nicht für alle jüngeren oder älteren gelten. Nichtsdestotrotz ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Lebensphasen Vorteile für den Bereich oder das Unternehmen, sobald man sie gemeinsam zu nutzen weiß. Damit sei hier bereits die Antwort gegeben: Neues schafft man am Besten mit Jüngeren UND Älteren. Was macht die beiden Gruppen aus?

  • Ältere (Nachkriegsgeneration, Baby Boomers)
    im Wesentlichen handelt es sich hier um die vor 1966 Geborenen. Sie befinden sich in der zweiten Hälfte ihrer Erwerbsphase. Die Nachkriegsgeneration steht kurz vor ihrem Ruhestand. Sie sind geprägt durch den Wirtschaftsaufschwung und haben gelernt, dass sich persönlicher Einsatz bezahlt macht. Sie leben deshalb, um zu arbeiten, und sind angetrieben von einer positiven, zukunftsorientierten Perspektive. Aufgrund ihrer Erlebnisse wissen sie, dass die Sammlung der relevanten Informationen, die Entwicklung von Neuem und deren Einführung Zeit brauchen. Das ermöglicht es ihnen geduldig, über einen längeren Zeitraum, aktiv an einem Thema dranzubleiben. Ihre Skepsis gegenüber Hierarchien führt dazu, dass sie kritische Themen offensiv ansprechen und lösen wollen. Sie sind belastet mit Erfahrungen, die schnell zu Killerphrasen führen, wie ‚das hat noch nie geklappt‘. Gleichzeitig liefern diese Erinnerungen Lösungsansätze für die allgemeinen Probleme der Abstimmung, Realisierung und Einführung. Sie sind damit tragende Säulen für die Anwendung von Neuem.
  • Jüngere (Generation X Y Z)
    Die Gruppe der Jungen besteht aus den nach 1966 Geborenen. Die GenX befinden sich in der Mitte ihrer Erwerbsphase, die GenY am Anfang und die GenZ wird in den nächsten Jahren in die Erwerbsphase einsteigen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie technikaffin sind und dass sie auf Ausgewogenheit zwischen Arbeits- und Privatleben wert legen. Sie sind daran gewohnt, in kurzen Zeitabständen viel Information und Abwechslung zu erhalten. Das macht sie neugierig, ungeduldig, kurzfristorientiert und schnell kritisch und widerständig. Sie sind jedoch unbelastet und frei von Selbstbeschränkung, was es ihnen ermöglicht, neue Ideen zu präsentieren. Ihre Ausbildung hat ihnen die aktuellsten Konzepte und Lösungen mitgegeben. Sie sind damit der entscheidende Treiber für Neues jenseits des Etablierten.

Anhand der Beschreibungen wird erkennbar, dass jeder Stil über wichtige, ergänzende Elemente verfügt. Die Neugier und die Ungeduld der Jüngeren bietet den wesentlichen Schwung, der den Älteren aus ihrer Routine heraushilft. Gleichzeitig schafft das Durchhaltevermögen der Älteren, dass ausreichend Zeit in die Projekte investiert wird, um sie über den Tipping-Point hinauszuheben. Damit das Zusammenspiel funktioniert, sollte Zeit in Workshops investiert werden, damit sich die Mitarbeiter über ihre Ansätze austauschen können sowie die Herangehensweise des Anderen besser verstehen und wertschätzen. Dafür braucht es Spielregeln, die allen gerecht werden, sowie eine Agenda, die niemanden durch zu langsames oder zu schnelles Vorgehen abhängt.

Fazit: Neues wird in der Zusammenarbeit zwischen Jüngeren und Älteren zu Ergebnissen führen, die allen nützen. Der richtige Mix ergänzt wechselseitig die Wirksamkeit. Einerseits erhalten die Älteren den Schwung, um Neues überhaupt erst denken zu können. Andererseits schöpfen die Jüngeren aus dem Erfahrungsschatz von denen, die bereits mehrfach Dinge auf den Weg gebracht haben. Aus diesem Grund ist es für Unternehmen wichtig, ein Ungleichgewicht in der Altersstruktur ihrer Abteilungen zu verhindern und die Vorteile von gemischten Teams durch entsprechende Weiterbildungen und Zusammenarbeitsmodelle sicherzustellen.

Einsame Anführer – Solisten ohne Wirksamkeit

Manche Führungskräfte behindern Fortschritte im Unternehmen durch ihren lawinenartigen Aktionismus, wenn sie nicht auf die Rückmeldungen ihrer Mitarbeiter achten. Sie laufen der Belegschaft mit immer neuen Ideen davon, ohne etwas zu Ende zu bringen. Übrig bleiben halb-fertige Initiativen und eine große Anzahl von verschlissenen Mitarbeitern. Den Nachfolgern bleibt nichts anderes übrig, als die Schäden zu beheben – immer wieder. Und das passiert, obwohl die Anführer merken müssten, dass sie ohne die Unterstützung der Mannschaft nur noch Solisten ohne Wirksamkeit sind.

Sollerfüllung

Vor allem in den Bereichen der Dienstleistungen und der Verwaltung, in denen keine physischen Produkte erzeugt werden, ist das Commitment der Beschäftigten die Grundlage für gute Leistungen. Schwer messbare Ergebnisse, wie der Umgang mit den Kunden, der angemessene Einsatz von Ressourcen und die stimmige Außendarstellung der Werte des Unternehmens, sind gefährdet, wenn eine Führungskraft nicht die Ideen der Belegschaft berücksichtigt. Wie vermeiden Sie jedoch, dass Sie Ihre Mitarbeiter bei der täglichen Arbeit verlieren?

  • Zuhören
    Die Chefs, die aktives Zuhören bei entsprechenden Treffen (z.B. Vollversammlungen, runde Tische) praktizieren, nehmen damit den Fuß von der Bremse. Im Gegenzug erhalten sie Einsichten und Meinungen der Mitarbeiter, die die Ergebnisse und letztendlich die Bilanz des Chefs besser machen.
  • Pflicht UND Kür vereinbaren
    Ziele schaffen den Rahmen, indem die Mitarbeiter agieren. Grundsätzlich beschreiben die Vorhaben, was die Mitarbeiter tun sollen. Zusätzlich sollten auch die Ziele vereinbart werden, die es den Mitarbeitern ermöglichen, zusätzliche persönliche Leistungen zu erbringen. Engagement lohnt sich dadurch wieder. Darüber hinaus erhalten die Leiter weitere Einsatzmöglichkeiten durch die zusätzlichen Fähigkeiten der Mitarbeiter.
  • Service-Level-Agreements (SLAs)
    Bei externen Dienstleistern hat es sich bewährt den Leistungsumfang, die Reaktionszeit und die Schnelligkeit mit SLAs zu vereinbaren. Die Beschreibung der geforderten Qualität verhindert dabei eine halbherzige Sollerfüllung. Die Schwellenwerte werden für den einzelnen zu bearbeitenden Fall festgelegt und lassen sich hinterher für bestimmte Perioden auswerten. Der Service-Level wird so zu einem greifbaren Bestandteil der Zielvereinbarung.
  • Die offene Checkliste
    Checklisten prüfen die Erfüllung der wesentlichen Aspekte einer Aufgabe. Die Aufgabenerfüllung wird dadurch so gut, wie die vorbereitete Checkliste. Mit der klassischen Checkliste erreicht man nur eine Sollerfüllung.
    Punkt 1? Abgehakt.
    Punkt 2? Abgehakt.
    Punkt 3? Abgehakt.
    Patient tot.Durch eine offene Checkliste, die nicht nur Ja-Nein-Fragen, sondern auch offene W-Fragen (z.B. wer, wo, wann, wie) stellt, wird der Dienst nach Vorschrift verhindert.
    Welche Leistungen wurden durchgeführt?
    Was charakterisiert den Kunden?
    Was haben wir gelernt?
    Was sollten wir vermeiden?Die Kunden werden den Unterschied sofort bemerken.
  • Verantwortung teilen
    Gemeinsam die Grundlage für die tägliche Arbeit festzulegen ist die stärkste Waffe gegen die innere Kündigung. In der gemeinsamen Diskussion legen die Mitarbeiter mit den Führungskräften die Anforderungen und Ziele die die jeweilige Periode neu fest. Selbst gesteckte und nachvollziehbare Ziele werden von den Mitarbeitern engagierter verfolgt und liefern den Chefs einen besseren Überblick, als abstrakte, schwer greifbare Vereinbarungen.

Fazit: Vorgesetzte, die ihre Mitarbeiter nicht in ihre Führung mit einbinden, werden es zukünftig schwer haben. Sie verlieren die Menschen durch

  • deren innere Kündigung,
  • dem Dienst nach Vorschrift und
  • der Sollerfüllung.

Diese Führungskräfte schaden sich selbst. Mittelfristig will niemand für sie arbeiten. Der einsame Anführer, der alles weiß, alles kann und nicht auf die Rückmeldungen der Mitarbeiter achtet, wird mit der Zeit nichts weiter als ein Solist ohne Wirksamkeit.