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ProCons eines Netzwerkes

Die zunehmende Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (VUCA) lässt sich nicht mehr mit den starren Strukturen der Vergangenheit bewältigen. Zusammenarbeit findet über Grenzen hinweg statt, wo immer man hinsieht. Die dazugehörigen Strukturen ändern sich kontinuierlich und leben von selbstorganisierenden Akteuren, die die erforderlichen Beziehungen aufbauen, nutzen und am Ende wieder lösen. Das Ergebnis ist ein mehr oder weniger engmaschiges Netz. Abgesehen von den heutigen Erfordernissen, wo alles nur noch einen Klick entfernt ist, spricht einiges für und wider die Nutzung von Netzwerken.

Die folgenden ProCons betreffen nicht nur Netzwerke, sondern alle Arten von Gemeinschaften.

Pros

Die Vorteile decken mehr ab, als nur die ökonomischen Interessen der Unternehmen.

  • Kompetenzvorteile
    Das Netzwerk schöpft seine Kraft aus der zweckorientierten Verbindung von Ressourcen und Fähigkeiten. Der intrinsische Beweggrund der Teilnehmer liefert dem Netzwerk einen langfristigen Vorsprung vor anderen Formen, die einerseits viel Zeit für den Aufbau benötigen und andererseits nie einen vergleichbaren Zugang zu dieser Menge an Kompetenzen hätten.
  • Informationsvorteile
    Die Akteure bringen viel Informationen mit. Dazu gehören Erfahrungen und Kenntnisse über verschiedene Märkte, Kunden, Produkte, Technologien und vor allem Geschäftsprozesse. Durch das entsprechende Teilen dieser Informationen (Push vs. Pull), erreichen sie alle Netzwerkteilnehmer mit relativ hoher Geschwindigkeit.
  • Ressourcenvorteile
    Die Akteure bringen bereits vielfältige Ressourcen mit – materielle und immaterielle Güter und vor allem Menschen. Entgegen anderen Organisationsformen bietet das Netzwerk eine einstellbare Offenheit, die es ermöglicht, Ressourcen schneller zu erweitern. Allein die Nutzung dieser Ressourcen der Akteure liefern Mittel, die sonst mit viel Aufwand beschafft werden müssten. Darüber hinaus ist das Werkzeug meistens besser geeignet, das der Handwerker mitbringt.
  • Soziale Vorteile
    Für die Akteure ist das Kennenlernen von Gleichgesinnten ein enormer Vorteil. Der Gemeinsinn bietet ein Umfeld, in dem man aufgrund der gemeinsamen Interessen mit angenehmeren Arbeitsbedingungen und einer vertrauensvollen Zusammenarbeit rechnen kann.
  • Ökonomische Vorteile
    Beim Blick auf das gesamte Netzwerk ergeben sich für das Unternehmen viele Möglichkeiten für Einsparungen. Kostenvorteile entstehen, wenn die Akteure neben ihrem Engagement viele Mittel bereits mitbringen, die nicht mehr beschafft werden müssen. Die geballte Kompetenz beschleunigt das Geschäft und senkt die Risiken. Die praktizierte Selbstorganisation in einem Netzwerk vermeidet Verzögerungen, die durch eine hierarchische Struktur mit ihren langen Entscheidungs- und Kommunikationswegen, erzeugt wird.

Cons

Gegen Netzwerke sprechen vor allem scheinbare Zusatzaufwände, die Unvorhersagbarkeit und die schwierige Steuerung.

  • Zeitaufwand
    Bei allen Vorteilen erfordert das Netzwerken jedoch aktive Beteiligung der Mitglieder. Die offenen Abläufe und die fehlende, zentrale Steuerung benötigen andere Anstrengungen der Teilnehmer, die auf den ersten Blick als zusätzliche Aufwände wahrgenommen werden. Allerdings können für das Unternehmen in Summe erheblich höhere Einsparungen entstehen.
  • Redundanzen
    Selbst mit viel Einsatz bei der Verteilung von Informationen kann es in dem selbst-organisierten Netz mehr Doppelarbeit geben, als in einer arbeitsteiligen Organisation. Die fehlende Steuerung kann zu einem Wettbewerb um die beste Idee führen, der Kapazitäten verschwendet.
  • Erhöhter Kommunikationsaufwand
    Die Vielzahl von Akteuren erhöht den Abstimmungsaufwand, der sich auch mit agilen Ansätzen nicht vermeiden lässt. Neue Erkenntnisse und Erfahrungen müssen einfach geteilt, aufgenommen bzw. verarbeitet werden. Dieser Aufwand ist der Preis für die vielen Vorteile.
  • Zusammenarbeitsprobleme
    Aufgrund der vielfältigen Charaktere wird es natürlicherweise nicht nur Sympathien geben, sondern auch Antipathien, die die Zusammenarbeit und das Vertrauen belasten und schließlich zu einem erhöhten Bedarf an Mediation führen können. Das macht Teambuilding zu einer wichtigen Übung.
  • Fehlende Steuerung
    Ein starker Antrieb für die Bildung eines Netzwerks ist der intrinsische Anreiz eines jeden Teilnehmers. Eine Steuerung könnte schnell stören. Gleichzeitig braucht auch ein Netzwerk eine Richtung. Ohne eine zentrale Steuerung könnte das Netzwerk länger brauchen, um sich zu einigen.
  • Informationsverluste
    Die offene Struktur eines Netzwerkes sowie die häufige Teilnahme einzelner Mitglieder in verschiedenen Netzen führt automatisch zum Durchsickern von Informationen. Fehlende Geheimhaltung könnte das Netzwerk gefährden.

Fazit: Auch wenn viele Aspekte gegen die Bildung und die Teilnahme an einem Netzwerk sprechen, muss man sich der Tatsache stellen, dass eine VUCA-Welt neue Rahmenbedingungen schafft, die mit herkömmlichen Ansätzen eingeschränkt abgedeckt werden. Die Kompetenz-, Informations- und Ressourcenvorteile sowie die sozialen und ökonomischen Vorzüge sprechen für den Einsatz von Netzwerken. Gleichzeitig müssen entsprechende Maßnahmen die Risiken klein halten.

Eigenschaften von Netzwerken

Die Grenzen von Unternehmen lösen sich zugunsten übergreifender Netzwerke auf. Akteure und Beziehungen, Interessen und Daten, Erwartungen und Informationen, Geschäftsmodelle und Wissen finden ihren Weg im Internet zueinander. Die Mitgliedschaft in einer Online-Community kann für Einzelne und Gruppen den Unterschied machen. Ob privat oder geschäftlich – es ist vorteilhaft die neuen Gegebenheiten, die Eigenschaften eines Netzwerkes, zu kennen.

Die Effekte des Netzes lassen sich besser ausschöpfen, wenn man seine Eigenschaften kennt.

  • Größe
    Die Anzahl der Akteure/Knoten macht die Größe des Netzwerkes aus. Je mehr Personen dazugehören, desto größer der Nutzen des Netzwerkes. Zusätzliche Angebote, die über den eigentlichen Zweck hinausgehen, erweitern die Einsatzmöglichkeiten. An einem historischen Beispiel wird die Bedeutung der Größe deutlich: Je mehr Menschen einen Telefonanschluss haben, desto mehr Leute kann man erreichen, desto mehr Leute haben ein Telefon und desto mehr Dienstleistungen (z.B. Auskunft, Vermittlung, Weckdienst, Telefonberatung) lassen sich vermarkten. Auf Basis der Dunbarzahl liegt das natürliche Limit von sozialen Beziehungen bei 150 Personen, zwischen 100 und 250. Auf Basis der durchschnittlichen Anzahl von Facebook-Freunden pro Nutzer von über 300 (zwischen 250 und 500) kann man annehmen, dass in den sozialen Netzen des Internets die Dunbarzahl sich verdoppelt.
  • Dichte
    Die Akteure werden durch die Beziehungen miteinander zu einem mehr oder weniger engmaschigen Netz. Die Anzahl der tatsächlichen Beziehungen zwischen den Akteuren/Knoten zusammen mit der möglichen Anzahl der Verbindungen ergeben die Dichte der Vermaschung. Ist die resultierende Verbundenheit sehr dicht, dann hat das Netzwerk einen großen Einfluss auf jeden Einzelnen. Lockere Verbundenheit äußert sich in dem Mangel an sozialen Beziehungen und in der Folge durch Frust sowie Isolation. Die Dichte lässt sich mit der Anzahl Beziehungen im Verhältnis zu den möglichen Beziehungen darstellen – z.B. ein Netz aus 8 Personen hat (8-1)*(8/2) = 28 mögliche Beziehungen; alle sind in diesem Beispiel zentral nur über eine Person verknüpft, aber nicht untereinander, was 7 Beziehungen ergibt; dies entspricht einer Dichte von 0,25.
  • Offenheit
    Die Beziehungen, die das Netzwerk verlassen, bestimmen den Grad der Offenheit. Voraussetzung ist es die Grenzen eines Netzwerkes zu bestimmen. In Unternehmen sind sie mittlerweile durch Partnerschaften, Joint Ventures und Outsourcing wesentlich durchlässiger. Die projekthaften Beziehungen führen zu häufigem Wechsel der Mitglieder eines Netzwerkes. Die Offenheit ergibt sich aus der Anzahl an externen Beziehungen im Verhältnis zu den möglichen Beziehungen. Sie ist zweischneidig. Einerseits erhält ein Netzwerk durch Offenheit neue Ideen und Mitglieder. Auf der anderen Seite fließen Erfahrungen und Erkenntnisse ungewollt aus dem Netzwerk und Personen durch die Offenheit erhalten die Möglichkeit, unerwünschten Einfluss zu nehmen.
  • Beharrlichkeit
    Netzwerke haben aufgrund der Vielzahl der Akteure ein gewisses Eigenleben. Die Beharrlichkeit beschreibt den Grad an Stabilität. Sie ergeben sich aus der Zunahme an Mitgliedern und Beziehungen, dem sich ändernden Grad an formeller Strukturierung sowie aus der allgemeinen Stoßrichtung, d.h. Wachstum, Konsolidierung oder Schrumpfung des Netzwerkes. Zu viel Veränderung gefährdet die Beharrlichkeit und es kommt zur Bildung von neuen Netzwerken oder zur internen Gruppenbildung.
  • Geschwindigkeit
    Die Zeit, die es dauert, Erkenntnisse zu allen Knoten zu bringen, macht die Geschwindigkeit aus. Diese Informationen fließen entlang der Beziehungen. Durch entsprechende Kanäle können die Akteure auf verschiedene Arten, wie beispielsweise Email, Intranet, oder indem Gedanken miteinander austauschen. Die Verteilung kann durch das Pull-Prinzip oder das Push-Prinzip stattfinden. Das Pull-Prinzip basiert auf Informationsbedarfen – Wissen ist Holschuld; Auslöser ist die Zielgruppe; meistens Bottom-Up. Das Push-Prinzip richtet sich an Informierungsbedarfen aus – Wissen ist Bringschuld; Auslöser sind die Informationsquellen; meistens Top-Down. Eingebautes Feedback, wie die Bestätigung des Erhalts oder die Sammlung von Kommentaren, lassen Rückschlüsse auf die Geschwindigkeit zu.

Fazit: Das Netzwerk ist die wahrscheinlichste Organisationsform in Zeiten von VUCA. Der Nutzen der Mitgliedschaft wird vor allem durch die Anzahl der Nutzer bestimmt. Weitere Eigenschaften sind die Dichte, die Offenheit, die Beharrlichkeit und die Geschwindigkeit des Informationsflusses. Obwohl die Eigenschaften des Netzwerkes eine bessere Steuerung zulassen, ist es aufgrund der selbstorganisierenden Mitglieder dennoch notwendig, das Netzwerk kontinuierlich zu beobachten und zu bewerten.