Archiv der Kategorie: Management

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Die äußere und innere Wachsamkeit

Im Kielwasser der Work-Life-Balance wurde der meditative Begriff der Achtsamkeit nach oben geschwemmt. Diese besondere Form der Aufmerksamkeit ist ein guter Ansatz zur Minimierung von Disstress bei der Arbeit. In Deutsch versteckt sich hinter diesem Begriff neben dem offensichtlichen Rücksichtnehmen auf Andere auch die Rücksichtnahme auf die eigene Befindlichkeit. Zusammen bilden sie die äußere und innere Wachsamkeit.

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Von Führungskräften wird verstärkt gefordert, dass sie sensibel auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Mitarbeiter eingehen, um ein förderliches Arbeitsumfeld zu schaffen. Die Achtsamkeit erweitert diese Herausforderung um den Blick auf einen selbst. Nur wer sich selbst steuern kann, kann andere steuern. Die zwei Arten der Wachsamkeit decken den eigenen Handlungsspielraum ab.

  • Aufmerksamkeit
    Aufmerksamkeit ist die bewusste Beobachtung der Umgebung. Empathie, Einfühlungsvermögen und Mitgefühl ermöglichen es Führungskräften, die Befindlichkeiten jedes einzelnen Mitarbeiters besser zu erkennen. Das wichtigste Werkzeug ist dabei das Feedbackgespräch. Hierbei stehen die Aspekte im Mittelpunkt, die die Mitarbeiter am meisten beschäftigen – deren Aufgaben, Erfolge, Schwierigkeiten, Ärger, Verstimmungen oder Wünsche. Aufmerksam sein bedeutet hier, wie mit einem Teleobjektiv oder einem Mikroskop, sich auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren und sie zu untersuchen. Dabei nimmt man aktiv die Sicht der MitarbeiterInnen ein und findet aktiv Lösungen für sie. Interessen des Unternehmens oder der Chefs oder andere logische Perspektiven haben hier nichts zu suchen. Sie würden die seltene Gelegenheit auf die Mitarbeiter einzugehen stören. Zusammenarbeit funktioniert nur, wenn alle Beteiligten sich gegenseitig Aufmerksamkeit schenken – dann lassen sich Lösungen finden, die alle zufrieden stimmen.
  • Achtsamkeit
    Achtsamkeit ist die absichtsvolle Steuerung der Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt ohne dabei Wertungen vorzunehmen. Das wichtigste Werkzeug ist die Meditation. Diese Aktivität benötigt keinen besonderen Ort, keine bestimmte Zeit und keine bestimmte Körperhaltung, um die eigene Wahrnehmung zu beobachten oder die Zustände des eigenen Bewusstseins zu ergründen. Es kann im Büro, während eines Meetings, bei einer Bahnfahrt, in Fahrstuhl oder wie auch immer stattfinden. Dabei beobachtet man sich selbst, indem man sich fragt: Wie fühlt sich meine Atmung an? Wie fühle ich mich? Was geht mir im Kopf herum? Was tue ich? Was wünsche ich mir gerade? Durch diese Selbstbesinnung bringt man sich in den Mittelpunkt des aktuellen Geschehens. Wie wenn man mit einem Weitwinkelobjektiv die Umgebung erfasst, entdeckt man sich selbst. Drängen sich andere Personen in die Gedanken, sollte die Frage im Vordergrund stehen: Was lösen diese Personen bei mir aus? Und warum? Viel zu häufig verliert man sich in diesen extrovertierten Zeiten aus dem Auge. Um sich selbst wieder ernst zu nehmen, ist es erforderlich sich mit den eigenen Befindlichkeiten zu beschäftigen – sonst tut es keiner.

In Deutsch ist achtsam ein Synonym von aufmerksam. Dies führt dazu, dass diese beiden Begriffe vermischt werden. Gleichzeitig berücksichtigt man weder die Befindlichkeiten der Anderen noch die eigenen. Das Ergebnis sind unbewusste Konflikte, wenn sich jeder nicht ausreichend berücksichtigt fühlt.

Fazit: Es braucht zwei Formen der Wachsamkeit, um scheinbare und unnötige Konflikte zu vermeiden. Hierfür ist es hilfreich seiner Umgebung ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken und zu verstehen, was alle beschäftigt. Gleichzeitig sollte man das Gleiche bei sich selbst zu tun, in dem man Achtsamkeit entwickelt und dadurch die eigenen Befindlichkeiten versteht. Das Zusammenspiel der äußeren und inneren Wachsamkeit öffnet den Weg für Lösungen, die Andere und einen selbst zufrieden stimmen.

Der Dirigent gibt nicht nur den Takt vor

Die Berliner Philharmoniker bestehen aus über einhundertzwanzig Musikern, die von Sir Simon Rattle geführt werden. Verglichen mit Managern in der Wirtschaft ist das eine gewaltige Führungsspanne. Auch wenn man das Sinfonieorchester in 16 Instrumentengruppen mit den jeweiligen Konzertmeistern aufteilt, so führt der Dirigent immer noch jeden einzelnen Musiker durch die Proben und Konzerte. Spätestens, wenn wir an Igor Strawinsky denken, wird klar, dass der Dirigent mehr macht, als nur den Takt vorzugeben.

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Auch Führungskräfte sollten sich nicht nur auf den Takt beschränken. Die folgenden Aspekte spielen bei der Führung eine wichtige Rolle, unabhängig davon, welchen Führungsstil man ausübt.

  • Selbstmanagement
    Bevor Leadership beginnt, ist es die größte Aufgabe sich selbst zu steuern. Eine natürliche Befangenheit erschwert die neutrale Betrachtung der eigenen Befindlichkeiten und Handlungen. Erst die Beschäftigung mit den eigenen Rollen und den dazugehörigen Elementen, wie den Überzeugungen, den Fähigkeiten und den Handlungen, versetzen einen in die Lage Mitarbeiter zu fordern und zu fördern.
  • Konzeption
    Die Vorstellung, dass Führung eine von Inhalten losgelöste Aufgabe ist, passt nicht mehr in die heutige Zeit. Die Führungskraft muss sich auch um die Entwicklung von neuen Ansätzen kümmern. Die Stärke der Mitarbeiter wird bestimmt durch die Bedingungen, sowie den stimmigen Zielen und den klaren Beschreibungen der Aufgaben. Dafür ist es unerlässlich, dass die Führungskraft über eine mentale Karte der Inhalte des eigenen Fachgebiets verfügt.
  • Koordination
    Führung, die sich auf die Ausübung der gegebenen Macht reduziert, passt nicht mehr in die heutige Wirklichkeit des Geschäftslebens. Die eigentliche Steuerung von Organisationen erfolgt durch eine positive Harmonisierung der Interessen der Beteiligten. Neben den genutzten Mechanismen zur Koordination (z.B. Vereinbarungen, Ergebnisorientierung, Linking-Pin) entscheiden ein strukturiertes Changemanagement und ein schlankes System zur Steuerung (Governance) über Erfolg und Misserfolg der Initiativen. Koordination funktioniert am besten auf Augenhöhe.
  • Kommunikation
    Die Verbreitung und der wechselseitige Austausch von Informationen mithilfe des Nervensystems des Bereichs sind die Grundlage für ein lebensfähiges und flexibles Geschäft. Hier wird die wirkliche Kommunikationskultur erlebbar – wie schnell und präzise Informationen fließen und ausgeschöpft werden. Wissen, das Macht ist, gibt es in einer offenen Informationsgesellschaft nicht mehr, da die Mitarbeiter sich mehr Informationen beschaffen können, als ein Chef je zu seinem persönlichen Vorteil horten könnte.
  • Kooperation
    Maximale Wirkung erzielen die Führungskräfte durch die Gestaltung der internen und übergreifenden Zusammenarbeit. Sie wird vor allem dann ausschlaggebend, wenn der Einsatz von vielen Menschen benötigt wird, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Workshops sind der Rahmen, um integrierte Strategien und Geschäftsmodelle zu entwickeln sowie die Unternehmenskultur zu verbessern. Ohne die dafür erforderliche Infrastruktur (z.B. Sitzungsecken, Beamer, Whiteboards, Online-Foren, Videokonferenzen) fehlt der Arbeit der Brutraum.

Die weiteren Elemente der Führung, wie die Leistungsbeurteilung, die Mitarbeitergespräche, und die Stellenbeschreibung kommen noch hinzu. Die klassischen Führungsinstrumente geben den Takt vor. Wirksame Führung braucht jedoch mehr (s. o.).

Fazit: Die aktuelle Dynamik und Schnelllebigkeit erfordert mehr als den Einsatz der klassischen Instrumente der Führung. Das angemessene Selbstbewusstsein, gepaart mit einem Maß an konzeptioneller Vorstellungskraft, dem Einsatz der richtigen Mechanismen für die Koordination und eine vernünftige Offenheit in der Kommunikation bilden den perfekten Raum für das Geschäft. Entscheidend ist, dass der Dirigent nicht nur den Takt vorgibt.