Archiv der Kategorie: Management

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Theoretisch machbar reicht nicht

Immer mehr Aufgaben werden in übergreifenden Projekten realisiert. Die wichtigsten Unterschiede zu Aufgaben, die in der Linie durchgeführt werden, sind

  • die stark wechselnden Themen,
  • die unterschiedliche Zusammensetzung der Arbeitsgruppen,
  • die verschiedenen Zeiträume, und
  • vor allem die zeitlich beschränkte Abstellung für ein Projekt.

Durch die agilen Vorgehensweisen werden die Arbeitspakete kompakter und die erforderliche Arbeitszeit kürzer. Am Ende müssen Projektleiter und -mitarbeiter viele Aufgaben in mehr oder weniger der gleichen Zeit bearbeiten und kontrollieren. Das theoretisch Machbare reicht jedoch nicht aus, um zu einer realistischen Auslastung zu kommen.

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In den Zeiten als Dinge hergestellt wurden, die man in die Hand nehmen, wiegen und messen konnte, waren Wirkungen und die erforderlichen Aufwände eng miteinander verknüpft. Tätigkeiten im Projekt, die Informationen hervorbringen und verarbeiten, lassen sich nicht in der gleichen Weise abschätzen. In der Folge werden mehr und mehr verschiedenartige Aufgaben ein und derselben Person zugeordnet. Auf welcher Grundlage lassen sich die Aufgaben besser verteilen?

  • Rolle
    Die benötigte Rolle wird durch die Aufgaben, die Kompetenz und die Verantwortung beschrieben. Projektleiter haben die Aufgabe eine Initiative zu leiten, benötigen dafür ausreichend Entscheidungskompetenz und sind verantwortlich für einen gelungenen Abschluss. Teammitglieder erhalten Aufgaben entsprechend ihrer Fähigkeiten, etwas zu erzeugen, mit der entsprechenden Autorisierung und der Verantwortung, die über die korrekte Ablieferung von Ergebnissen, hinausgeht. Häufig werden weder die einzelnen Rollen geklärt, noch die Mitarbeiter ausreichend charakterisiert. Dies kann schnell zu einer Überforderung des Teams führen.
  • Fachkenntnis
    Am wahrscheinlichsten ist es, dass die Kenntnisse berücksichtigt werden. Inwieweit der Projektleiter neben seiner Beherrschung von Projektmanagement (PM) auch noch fachliche Kenntnisse haben sollte, kann man bei der jeweiligen Besetzung entscheiden. Fehlen bei ihm die PM-Kenntnisse scheitert unter Umständen das Projekt an fehlenden Zielen, Plänen oder der schlechten Steuerung, aber weniger an seinem fehlenden Fach-Know-how. Nicht vorhandenes Fachwissen der Mitarbeiter hat dagegen beträchtliche Auswirkungen. Schlechte PM-Kenntnisse werden dann ersetzt durch die gute Führung des Projektleiters.
  • Verfügbarkeit
    Oft reicht es, zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem Ort einfach verfügbar zu sein. Leider sind dies nicht immer die wirklich benötigten Know-how-Träger, sondern neue oder weniger kompetente Mitarbeiter. Da Beginn und Abschluss über Projektgrenzen hinweg nur schwer in Einklang gebracht werden können, kommt es zwangsweise zu Leerlaufzeiten oder zu einer Überlastung der Teams, während das eine Projekt kein Ende findet und das neue Projekt viel zu schnell Aufwände generiert.

Erstaunlicherweise wird die Auslastung des einzelnen Mitarbeiters wenig oder gar nicht betrachtet. In Ermangelung einer Planung der Ressourcen über Projektgrenzen hinweg wird die tatsächliche, zeitliche Belastung nicht sichtbar. Gleichzeitig kennen die Wenigsten die machbare Anzahl an parallelen Aktivitäten. Wie viele Projekte können verantwortlich in einer Hand liegen? Wie viele Aufgaben lassen sich gleichzeitig realisieren? Die theoretisch machbare Anzahl muss natürlich im Einzelfall betrachtet werden. Aber grundsätzlich setzen der Zeitrahmen und die Rüstzeiten natürliche Grenzen, die nichts mit der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu tun haben.

  • Zeitrahmen
    Die Zeitrahmen der einzelnen Projektpläne und der erforderliche Aufwand werden üblicherweise, noch nicht einmal im Multi-PM projektübergreifend berücksichtigt. Braucht ein Mitarbeiter fünf Arbeitstage pro Projekt für seine Aufgaben, kann er/sie sich an nicht mehr als vier Projekte in einem Monat beteiligen.
  • Rüstzeiten
    Die Rüstzeiten zwischen verschiedenen Projekten belasten das vorhandene Zeitbudget zusätzlich. Es müssen die dazugehörigen Dateien gesucht, der aktuelle Stand geprüft und die nächsten Schritte geplant werden. Desto häufiger man von einem Projekt zum anderen springt, desto weniger Zeit steht für die eigentliche Arbeit zur Verfügung.
    Nehmen wir an, dass die oben erwähnten Projekte (vier Projekte mit jeweils 5 Arbeitstagen) nur einmal, von einem Tag zum anderen, wechseln, dann versteckt sich die jeweilige Rüstzeit in den 5 Tagen.
    Wechseln wir jedoch halbtäglich mit einer Rüstzeit von einer halben Stunde, so belastet der Wechsel die Arbeit schon mit fünf Stunden.
    Müssen wir täglich alle zwei Stunden aus dem einen Projekt aus- und in das andere einsteigen (5 Minuten für das Ablegen der Ergebnisse und 10 Minuten für das erneute Aufsetzen) erhöht sich die Belastung bereits auf 10 Stunden.
    Wenn dann noch Standortwechsel (in ein anderes Werk oder in ein anderes Gebäude) hinzukommen, kann der Wechsel schnell eine Stunde oder mehr kosten. Dabei können an einem Tag bereits Rüstzeiten entstehen von zwei Stunden, d.h. pro Monat von vierzig Stunden. Dies entspricht fünf Personentagen, die der echten Arbeit fehlen.

Fazit: Praktisch machbar werden Schätzungen, wenn man die Grundlage der Berechnung realistisch auswählt. Ohne die saubere Vorbereitung eines Projekts wird eine zuverlässige Planung nur schwer möglich. Dazu müssen, neben der eigentlichen Planung, die Beschreibungen der Rollen, die erforderlichen Fachkenntnisse und die Verfügbarkeit sowie die Auslastung der jeweiligen Mitarbeiter ermittelt werden. Ignoriert man den Zeitrahmen und die Rüstzeiten, führt dies unweigerlich zur Überlastung und wahrscheinlich zum Scheitern des Projekts.

Was macht ein Projekt zum Rohrkrepierer?

Auch wenn das Thema Projektmanagement (PM) mittlerweile viele Aspekte einer einmaligen Unternehmung abdeckt, scheitern immer noch zwei Drittel der Projekte (siehe hier: http://ow.ly/zy5hB ). Vielleicht finden sich trotz der vielen Ansätze immer noch Bereiche, die nicht berücksichtigt werden. Was macht ein Projekt zum Rohrkrepierer?

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Ein Blick in die Gilde der Projektmanager liefert ein paar Aspekte, die ein Projekt schnell in Schieflage bringen können.

  • Jeden glücklich machen zu wollen
    In unserem privaten Leben haben wir gelernt, dass wir nicht alle Menschen glücklich machen können. Nicht weil wir es nicht wollen. Es sind einfach die verschiedenen Interessen, die nicht in Übereinstimmung gebracht werden können. Das ist auch gut so. Schließlich wollen wir alle ja auch verschieden sein. Was hält einen Projektleiter aber davon ab, diese Einsicht auch im Projekt zu nutzen? Es geht nicht darum ALLE glücklich zu machen, sondern einfach die Entscheidenden.
  • Unfähigkeit in verschiedene Rollen zu schlüpfen
    Damit man in der Lage ist die Interessensgruppen zu bedienen, muss man sie zuerst einmal verstehen. Dies kann man dadurch erreichen, dass man sich in die jeweilige Rolle hineinversetzt. Ein indianisches Sprichwort sagt, dass man nicht über einen Anderen urteilen soll, bevor man nicht eine gewisse Zeit in seinen Mokassins gegangen ist. Es geht nicht darum den Anderen zu Kreuze zu kriechen, sondern vor allem, deren Interessen und Gründe zu verstehen und daraus Maßnahmen abzuleiten.
  • NAIVe Ziele (Neutral – Abstrakt – Irrelevant – Verzichtbar)
    Sobald die Ziele des Projekts NAIV formuliert werden, befindet es sich auf dem absteigenden Ast. Neutrale Ziele schaffen keine Energie, da niemand etwas zu gewinnen hat. Werden Sie dann auch noch Abstrakt festgeschrieben, verlässt jegliche Energie das Projekt. Sind die Ziele Irrelevant, weil sie niemand braucht, finden sich keine Sponsoren mehr. Und wenn dann auch noch die Ergebnisse Verzichtbar sind, ist ein guter Moment das Projekt zu stoppen. Es geht nicht darum, komplizierte Ziele zu kreieren, sondern sich SMARTe Ziele zunutze zu machen.
  • Unentschlossenheit
    Ein Projekt ist ein einmaliger, dynamischer Prozess, der in jedem Moment Entscheidungen erfordert. Dies beginnt bereits beim Vorprojekt, in dem die Rahmenbedingungen und groben Ziele formuliert sein müssen. Das setzt sich fort bei der Besetzung der Projektstellen und der Beschreibung des übergreifenden Masterplans. Und dann passieren im Laufe von Projekten unzählige Ereignisse, die häufig schnelle Entscheidungen erfordern. Es geht nicht darum, ohne Nachzudenken Entscheidungen zu treffen, sondern darum, eine Vorliebe für Entscheidungen zu entwickeln, die zu schnellen Ergebnissen führt.
  • Risikovermeidung
    Bei allen Aktivitäten, die in die Zukunft gerichtet sind, ist es unvermeidlich, Risiken einzugehen. Beim Autofahren lauern an jeder Kreuzung Situationen, die man nicht vermeiden kann. Überängstliche nähern sich der Kreuzung darum immer mit äußerster Aufmerksamkeit in alle Richtungen. Dadurch behindern sie den normalen Verkehrsfluss und kommen nur schleppend voran. Es geht nicht darum bei jeder Entscheidung alle Eventualitäten abschätzen zu wollen, da immer ein Restrisiko bleibt. Es ist geschickter die eigene Risikoschwelle anzuheben.
  • Fehlender Überblick
    Wenn schließlich der Überblick über das Geschehen fehlt, ist man mit zweihundert im Nebel unterwegs. Es ist dann nachvollziehbar, dass das nächste auftauchende Hindernis im Nebel den Fortgang des Projekts blockiert. Es geht nicht darum alle Details zu kennen, sondern dass man die einzelnen Projekte mit ihren Aufgaben, den gegenseitigen Abhängigkeiten und Engpässen kennt.

Fazit: Ohne ordentliches Projektmanagement geht nichts. Aber wenn die obigen Aspekte vorliegen, dann nützt die ganze Administration der Projektinhalte nichts. Da es sich um den Projektleiter dreht, ist es hilfreich, bereits bei der Besetzung der Rolle, diese Qualitäten abzuprüfen. Lieber einen weniger ordentlichen Projektleiter, der entsprechend funktioniert, als einen ordentlichen, der das Projekt zu 70% an die Wand fährt.