Archiv der Kategorie: Management

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Das Plus von komplementären Projektmitarbeitern

Die Besetzung von Stellen im Projekt ist ein entscheidender Moment in der frühen Phase von zeitlich begrenzten, einmaligen Aktivitäten. Idealerweise werden die besten Mitarbeiter für die Aufgabe vorgesehen. Auch wenn dies ein guter Ansatz ist, sind sie jedoch häufig nicht verfügbar. In diesem Fall obliegt es den Projektleitern, das bestmöglichste Team zu bilden. Sie bestimmen mit der Vielfalt der Charaktere die Fitness des Teams. Auf Basis der benötigten Rollen und den Eigenschaften der verfügbaren Mitarbeiter stellen die Projektleiter das Team zusammen. Die Rollen bestehen aus den konkreten Aufgaben, Kompetenzen und der jeweiligen Verantwortung. Zusätzlich werden die vorhandenen Kenntnisse und Fähigkeiten mit den benötigten verglichen und entsprechend aufeinander abgestimmt. Am stärksten ist das Team, das das Plus von komplementären Projektmitarbeitern ausschöpft.

Projektteam

Komplementäre Projektteams sind so zusammengesetzt, dass möglichst viele, sich ergänzende Aktivitäten und Fähigkeiten vorhanden sind. Die folgenden Tipps helfen bei der Zusammenstellung von temporären, vielschichtigen Arbeitsgruppen.

  • Geschickte Verteilung der Aufgaben
    Die Übersicht der Arbeitspakete besteht aus den geplanten Aufgaben zur Führung oder Ausführung von Kern- oder Supportprozessen. Sie sollten kurz beschrieben die gesamte Aktivität abdecken und frei von Überschneidungen sein. Es genügen zwei bis drei Sätze, um die Aufgabe nachvollziehbar zusammenzufassen, ohne sich in unnötigen Details zu verlieren. Beim Vergleich der Tätigkeiten werden die Doppelarbeiten sichtbar und durch eine eindeutige Verankerung zu einem Arbeitspaket aufgelöst.
  • Überschneidungsfreie Kompetenzen
    Die Rechte, die eine Aufgabe benötigt, um zur rechten Zeit und vollständig erfüllbar zu sein, sollten letztendlich eindeutig zugeordnet werden. Dazu gehört das Recht bestimmte Tätigkeiten durchzuführen sowie die Vollmachten anderen Weisungen zu erteilen, Richtlinien vorzugeben sowie die Erfüllung der Aufgaben zu kontrollieren. Das Format für die Ermächtigung kann mehr oder weniger bürokratisch festgelegt werden.
  • Eindeutige Verantwortlichkeiten
    Die Pflichten, die für eine Aufgabe bestehen, betreffen nicht nur die Handlungen, sondern auch die Ergebnisse und Folgen einer Tätigkeit. Da Konflikte minimiert werden, wenn klare Entscheidungswege existieren, sollten die Zuständigkeiten möglichst eindeutig zugeordnet sein. Einerseits handelt es sich um die Eigenverantwortung für die eigenen Aktivitäten, aber auch für das Tun der direkt zugeordneten Mitarbeiter. Andererseits besteht Mitverantwortung für Entscheidungen, die im Führungsteam getroffen werden und die man wegen dieser Zugehörigkeit mittragen muss. Je stimmiger die Pflichten sind, desto weniger Reibungsverluste entstehen durch widersprüchliche Verpflichtungen.
  • Zusätzliche Fähigkeiten
    Die Fähigkeiten, die für eine Rolle erforderlich sind, setzen sich aus den vier Bereichen Fach-, Methoden-, Sozial- und Systemkompetenz zusammen (siehe http://www.memecon.de/faehigkeitsmodell.html ). Da sich die Skills naturgemäß mit verschiedenem Grad an Spezialisierung auf das gesamte Wissensgebiet verteilen, erreicht man durch die geschickte Zusammenstellung (siehe http://www.memecon.de/t-modell-der-faehigkeiten.html) ein möglichst breit aufgestelltes Team. Dabei sollten fachspezifische Detailkenntnisse und übergreifendes Know-how gleichmäßig verteilt sein.

Die Projektleiter brauchen ein gut gemischtes Team, das möglichst viele Erfordernisse abdeckt. Der verbleibende Rest muss durch Learning on the Job erfolgen. Ein einförmiges Team, in dem alle Mitarbeiter über sehr ähnliche Eigenschaften verfügen, ist weniger kontraproduktiv, da dadurch die fehlenden das Projekt gefährden. Wenn beispielsweise alle Mitarbeiter detailliert Aufgaben erfüllen können, fehlen die integrierenden Aufgabenträger, die das Gesamtbild überschauen. Oder umgekehrt, wenn alle Mitarbeiter das Projekt übergreifend betrachten, gibt es nichts zu integrieren, da keiner etwas tut.

Fazit: Die Projektleiter haben bereits bei der Auswahl der Projektmitglieder einen großen Einfluss auf den positiven Ausgang des Projekts. Sie können sicherstellen, dass die erforderlichen Rollen vollständig und redundanzfrei abgedeckt werden. Darüber hinaus bestimmen sie, inwieweit die Mitarbeiter sich ergänzen, indem unterschiedliche Persönlichkeiten ins Projekt geholt werden. Schaffen es die Projektleiter nicht eine positive Spannung im Team zu erzeugen, verliert es schnell an Energie und Durchhaltevermögen. Mit komplementären Teams nutzen sie die Vorteile der Vielfalt und der persönlichen Gegensätzlichkeiten zum Wohl des Projekts.

Projektmanager – die namenlosen Helden

Im Laufe der Geschichte wurden in verschiedenen Regionen der Welt faszinierende Bauwerke errichtet. Selbst mit unseren heutigen Fähigkeiten sind wir überwältigt von den ägyptischen Pyramiden, der Verbotenen Stadt in Peking oder dem Taj Mahal.
Gemeinsam haben alle diese Großleistungen, dass sie von Menschen mit den technischen Möglichkeiten ihrer Zeit umgesetzt wurden. Ist es nicht erstaunlich, dass wir nur wenige der verantwortlichen Leiter kennen? Fällt jemand mindestens ein historischer Projektmanager ein? Nur wenige sind namentlich bekannt;

  • Hemiunu, zuständig für ägyptische Pyramiden,
  • Kuai Xiang, Architekt der Verbotenen Stadt in Peking und
  • Ahmad Lahori und Abu Fazel, Bauleiter des Taj Mahal.

Projektleiter01

Welche Tätigkeiten sie ausgeführt haben ist nicht überliefert. Vermutlich haben sie ihre Ideen ganzheitlich durchgeführt, inklusive der Planung, Steuerung und Überwachung der Aufgaben, Menschen, Materialien, Logistik, Finanzen usw. Bis heute werden weniger die Projektleiter gefeiert, sondern die Auftraggeber und Sponsoren der Projekte – vor allem bei dem erfolgreichen Drittel.

Erst in den letzten hundert Jahren wurden die heute genutzten Methoden entwickelt: das Gantt-Chart, der Kritische Pfad, Projektstrukturplan, PMBOK, PRINCE, Agiles Manifest oder ISO21500. Seit den Sechziger Jahren wurden immer mehr Bücher zum Thema Projektmanagement (PM) veröffentlicht – siehe http://ow.ly/LcmHO­. In den letzten zwanzig Jahren haben sich Spezialisten ausgeprägt, die nichts anderes machen als zeitlich begrenzte Unternehmungen zu steuern – die Projektleiter.

  • Sie organisieren die Bausteine des Projekts,
  • koordinieren die Stakeholder,
  • führen und motivieren das Team,
  • planen, steuern und überwachen die Durchführung und die Ergebnisse,
  • verantworten Zwischen- und Endergebnisse, und
  • pflegen den Kontakt nach innen und außen.

Leute wie Tom DeMarco oder Frederick P. Brooks haben die Problematik der Steuerung von Projekten mit einprägenden Geschichten beschrieben. Wer kennt nicht den Hinweis aus dem Mythos des Mann-Monats*, dass „… das Austragen eines Kindes nun einmal 9 Monate dauert, egal wie viele Frauen damit beschäftigt sind“.

Trotz der Standardisierung der Erfahrungen, die alle wichtigen PM-Elemente umfasst und miteinander verknüpft, verfehlen immer noch zwei Drittel der Projekte ihre geplanten Ziele (siehe http://ow.ly/zy5hB). Die Komplexität und Anfälligkeit steigen, was kleine Störungen zu großen Problemen werden lässt. Es finden sich nur wenige, markante Beispiele, da Großprojekte lieber ihre Erfolge verkünden, als ihre Schwierigkeiten. Bekannte Beispiele sind der Berliner Flughafen und die kalifornische Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen San Francisco and Los Angeles.

Innerhalb von Unternehmen sieht es nicht anders aus. Gelungene Projekte stärken die Reputation der Auftraggeber. Die Projektleiter und externen Berater werden nicht sichtbar, außer wenn etwas schief geht. Dies führt immer noch zu einem höheren Ansehen der hierarchischen Linienverantwortung als der dynamischen, unsicheren Projektarbeit. Projektleitung hat die folgenden Nachteile:

  • Die Aufgabe ist zwar zeitlich begrenzt, aber schwer überschaubar.
  • Projektleiter müssen nicht nur die eigenen Vorgesetzten zu Frieden stellen, sondern auch andere beteiligte, hochrangige Hierarchen.
  • Sie stehen im Wettbewerb mit den disziplinarischen Vorgesetzten, um die Verfügbarkeit der Mitarbeiter und sonstigen Einsatzmittel.
  • Das Projektgeschäft ist dynamischer und geprägt von mehr ad hoc Aufgaben.
  • Die Wahrscheinlichkeit einen Vorteil aus der Aufgabe zu ziehen ist aufgrund der temporären Machtverhältnisse nicht sehr hoch.
  • Der größte Nachteil ist die persönliche Abkoppelung von den Entwicklungen der Heimatabteilung. Ein Projektleiter ist über einen langen Zeitraum nicht mehr auf dem Radar der Vorgesetzten. Bei der „Reise nach Jerusalem“, der Verteilung der Aufgaben und Posten, werden die „abwesenden“ Leiter der Projekte meistens vergessen.

Durch die fehlende Berücksichtigung und Würdigung der Projektleiter verpasst das Unternehmen eine wichtige Chance zur Steigerung der Zufriedenheit der Mitarbeiter. Die öffentliche Anerkennung der Leistungen von Projektleitern und ihren Teams würde die Belegschaft ermutigen, sich an dem Wandel des Unternehmens aktiv zu beteiligen. Mit dem Intranet und den vielen, internen Veranstaltungen stehen ausreichende Kanäle zur öffentlichen Würdigung bereit. Das Top-Management muss sich nur um darum kümmern. Besondere Leistungen könnten sogar für das externe Marketing, zur Verbesserung des Images genutzt werden.

Fazit: Die Projekte sind die entscheidenden Drehscheiben für den Wandel in einem Unternehmen. Wo sind die PM-Helden? Wer kennt ihre Namen? Warum werden die Projektleiter so schlecht gewürdigt? Solange sie die namenlosen Helden bleiben, die den Preis für die Weiterentwicklung des Unternehmens zahlen, sollte man sich keine wesentlichen Verbesserungen erhoffen.

* Vom Mythos des Mann-Monats, Frederick P. Brooks, Addison-Wesley 1987 ISBN 3925118098