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Ich sehe nichts, …

Es gibt viele Gründe dafür, eine Sachlage nicht zu bemerken. Ohne die entsprechende Aussicht auf das Geschehen ist es ja auch viel verlangt, überhaupt etwas festzustellen. Da diese Fehlsichtigkeit meistens nicht willentlich passiert, ist das Hinweisen auf Aspekte der aktuellen Situation eine entscheidende Voraussetzung, um gemeinsam Zusammenhänge besser zu erkennen. Der richtige Moment für zusätzliche Beschreibungen ist die Aussage „Ich sehe nichts, ….“

NikkoNSee

Zum besseren Verständnis können wir uns die Gründe für diese blinden Flecke verdeutlichen.

  • … weil mir jemand oder etwas den Blick verstellt.
    Vor einer Mauer, die weder Tür noch Fenster hat, ist es auch bei bestem Willen unmöglich zu sehen, was hinter der Mauer steckt. Zur besseren Einsicht bleibt einem nichts anderes übrig, als eine Bresche in die Mauer zu schlagen, von einem erhöhten Standpunkt über oder durch geschicktes um die Mauer herum gehen hinter diese Barriere zu blicken.
  • … weil ich Scheuklappen trage.
    Das eigene Fachgebiet ist die Grundlage für bestimmte Erkenntnisse. Manchmal jedoch steht einem die eigene Erfahrung im Weg. Die innersten Überzeugungen wirken wie Scheuklappen, die keinerlei Reize, die außerhalb des professionellen Blickfelds stattfinden, durchlassen. In einem solchen Fall ist es entscheidend, Leute so zu irritieren, dass sie den Kopf in die gewünschte Richtung drehen und neue Blickwinkel registrieren.
  • … weil ich fehlsichtig bin.
    Solange der Blick nicht durch prägende Erfahrungen geschärft ist, sieht man das Geschehen zwar, kann aber noch nicht die Zusammenhänge erkennen. Diese Unschärfe führt zu Fehlschlüssen und damit zu einem unvollständigen Bild. In diesem Fall sind zusätzliche Erklärungen notwendig, um ein kontrastreiches und aussagekräftiges Bild zu erhalten.
  • … weil es zu hell oder zu dunkel ist.
    Die Voraussetzung für eine klare Sicht sind günstige Lichtverhältnisse. Wird man durch zu viel Information geblendet, dann überstrahlt diese Flut den eigenen Horizont. Erhält man zu wenig Input, so steht man im Dunkeln und verfügt über keinerlei Anschauungsmaterial. In solchen Fällen sollten die entscheidenden Informationen in einer überschaubaren Menge zur Verfügung gestellt werden, damit überhaupt etwas erkennbar ist.
  • … weil es nichts zu sehen gibt.
    Sieht man nichts, so kann es auch daran liegen, dass es überhaupt nichts zu sehen gibt. Kommen Worthülsen und abstrakte Begriffe zum Einsatz, die inhaltlich nichts aussagen, gibt es schlussendlich auch nichts zu erkennen. Es lohnt sich dann, abstrakte Botschaften verständlicher zu präsentieren.
  • … weil ich es nicht darf oder es nicht soll oder weil ich die Augen verschließen muss.
    Interne Informationen, die als geheim eingestuft werden, sind vertraulich zu behandeln. Es bleibt ihnen dann nichts anderes übrig, als die Augen zu verschließen und nicht darüber zu sprechen. Dies bedeutet zwar nicht, dass nichts zu sehen ist, aber aus rechtlichen Gründen ist man gezwungen, darüber zu schweigen.
  • … weil ich es nicht kann.
    Es gibt Fälle, in denen man nicht darauf hinweist, da einem die Beweise oder einfach die Worte fehlen. In diesen Fällen kann ein interaktiver Diskurs Klarheit bringen. Dabei werden gemeinsam die Aspekte erarbeitet und dargestellt, für die einem zu Beginn die Worte fehlten.
  • … weil ich es nicht will.
    Die Gründe, warum jemand etwas nicht aufzeigen will, reichen von der aktuellen persönlichen Stimmung sich nicht damit beschäftigen zu wollen, bis hin zu inhaltlichen Gründen. Fehlende Akzeptanz oder mangelndes Commitment erzeugen eine persönlichen Distanz, die dazu führt, dass man sich verschließt. Ein einfacher Weg dieses zu kaschieren ist es zu sagen „Ich sehe nichts …“. Aus diesem Grund sollte man nicht vergessen zu hinterfragen, ob es Gründe für ein Nicht-Wollen gibt.

Fazit: „Ich sehe nichts“ ist keine Aussage, die man einfach so hinnehmen sollte, sondern der Startpunkt für die Auseinandersetzung mit den Gründen für diese scheinbare Blindheit. Sobald einem bewusst wird, dass dahinter viele Ursachen stecken können, macht es Sinn diese zu erforschen und damit vielleicht Licht ins Dunkel zu bringen. Am Ende werden Sie mehr sehen.

Der unnötige blinde Fleck

Je größer ein Projekt, desto mehr Menschen sind beteiligt, desto mehr Zwischenergebnisse und Meilensteine werden erzeugt, desto mehr Koordination ist erforderlich und desto höher sind die Kosten. Es wird viel Aufwand in die Berichterstattung für die Entscheider und Steuerkreise gesteckt. Leider bestimmt das Projektteam vorher selten das Profil der Zielgruppe. Dabei haben die Eigenschaften der Entscheider einen großen Einfluss auf die Wirksamkeit der Kommunikation. Der sich ergebende, unnötige blinde Fleck führt oft, trotz guter Ergebnisse, nicht zu einer angemessenen Würdigung.

DerblindeFleck

Viele verdrängen, dass die Projektarbeit heute aus weniger als fünfzig Prozent inhaltlicher Problemlösung und aus mehr als fünfzig Prozent Kommunikation besteht. Die Berichte haben eine besondere Funktion, da sie die Ergebnisse vorstellen und erklären. Dadurch tragen sie entscheidend zum Erfolg und Misserfolg bei. Fehldeutungen und falsche Einordnungen unterminieren die objektiv guten Resultate. Ein Hauptgrund für die mangelhafte Präsentation ist der Irrglaube, dass bereits die gute Lösung genügt, um erfolgreich zu sein.
Man stelle sich den Erfinder eines Allzweckmessers für die Küche vor, das nicht mehr abstumpft. Er zeigt kurze Videos, in denen das Messer Gemüse, Fisch und Fleisch wie Butter zerteilt. Als besonderen Clou hatte er seine Erfindung in einem Schlachthof vier Wochen im Dauereinsatz getestet. Das Video zeigt, wie die Schlachter das Messer mehrfach in Schweine rammen und sie in Einzelteile zerlegen, obwohl die Zielgruppe Hausfrauen sind, keine Schlachter. Mit seiner objektiven Vorführung der Leistungsfähigkeit des Messers weckt er beim Publikum ungewollt mörderische Szenarien. Entsprechend verfehlt die Präsentation die gewünschte Wirkung.

Ein wichtiges Element bei der Vorbereitung einer Präsentation ist die Berücksichtigung der individuellen Eigenschaften und Vorstellungen der jeweiligen Zielgruppe. Dies erfordert eine frühzeitige Profilierung. Die Erstellung des Profils ist mit der richtigen Struktur (z.B. Selbstbild http://ow.ly/wsIdP) ohne größeren Aufwand möglich.

Durch das konkrete Verständnis der Zielgruppe lassen sich die folgenden Aspekte erreichen.

  • Sie bieten der Zielgruppe Raum für eigene Assoziationen, indem Sie sich auf die Informationen beschränken, die die Zielgruppe interessiert. Die Nominalisierung bestimmter Tätigkeiten schafft Anknüpfpunkte an deren alltägliche Erfahrungen, z.B. das Schneiden des Gemüses, das Tranchieren des Fleisches.
  • Die Verbindung der Ergebnisse mit den Erfahrungen und Überzeugungen der Zielgruppe erleichtert es ihnen, die Botschaften in die eigenen Anschauungen einzubauen. Verallgemeinerungen und Klassifikationen locken beim Zuhörer viele Gedanken hervor, z.B. das Auge isst beim Essen stets mit; die kalte Küche lebt vom Schneiden.
  • Die Nutzung von Beispielen aus dem Erfahrungsbereich der Zuhörer aktivieren deren Vorannahmen und bestehenden Erklärungen von Ursache und Wirkung und verknüpfen sie mit der Präsentation. So liefern Vorbilder eine Vielzahl von Assoziationen, z.B. das wichtigste Werkzeug der Starköche ist das scharfe Messer; gute Lebensmittel werden mit einem guten Messer zu einem gelungenen Gericht.
  • Mit der Festlegung von entscheidenden Begriffen vermeiden Sie, dass die Zuhörer mit ihrer Fantasie in die falsche Richtung laufen. Sie schaffen damit eine möglichst sachliche Grundlage, z.B. das Messer funktioniert in allen Bereichen der Küche; Dauertests erbrachten keine Anzeichen von Abnutzung.

Diese Aspekte gelten um so mehr, wenn es sich um die abstrakten Themen der Wirtschaft handelt. In diesen Bereichen ist die Gefahr, eine Präsentation falsch zu deuten groß, da die Bandbreite der Interpretationen sehr weit reicht. Begriffe wie Ziele, Ergebnisse, Zufriedenheit, Wirtschaftlichkeit usw. werden von den Zuhörern unterschiedlich ausgelegt. Darum ist es wichtig, im Vorhinein die Einstellungen der Zielgruppe zu verstehen und unverzichtbare Erklärungen auf Basis dieser Einsichten einzubauen. Auf die jeweilige Zielgruppe ausgerichtete Berichte stellen sicher, dass die Ergebnisse entsprechend gewürdigt werden können.

Fazit: Die Profilierung ist ein einfacher Ansatz, um den unnötigen blinden Fleck, die unscharfe Vorstellung der Zielgruppe, zu vermeiden. Sie vermitteln dadurch wirksamer Ihre Interessen und Ergebnisse.