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BMX – die ideale Metapher für Agilität

Fahrräder sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich alles immer weiter fragmentiert. Hier eine kleine Änderung und dort ein neues Prinzip und schon habe ich ein Liegerad, das eine entspannte Sitzposition mit therapeutischen Effekten verbindet, die Sicherheit erhöht und Unfallfolgen verringert. Das sogenannte Bahnrad ist darauf ausgelegt schnelle Runden zu drehen – ohne Bremse und Schaltung. Aufgrund der Unterstützung eines Elektroantriebs haben immer mehr Leute das Fahrrad wiederentdeckt, das E-Bike. Die technischen Möglichkeiten sind ausgereizt beim BMX-Rad – besondere Materialien und alles, was die Stabilität der Achse, Gabel, Kurbel und der Pedale erhöht.
Das BMX-Rad zeigt seine Stärken in jedem Gelände, in der Stadt und der Halle. Die Fahrer beherrschen ihre Räder in allen erdenklichen Situationen – Halfpipes, Treppen, Berggipfel und im Wald. Das macht BMX (Bicycle Motocross) zur idealen Metapher für Agilität.

Die Vorteile des BMX-Rades machen es jedoch nicht automatisch zum besten Rad für alle Anwendungen. Das Gleiche gilt für Agilität im Unternehmen. Agilität ist schwer in den folgenden Fällen einzuführen.

  • Governance ist verbindlich
    Das Korsett der Regeln und Standards nimmt mittlerweile den Unternehmen die Luft zum Atmen. Für Agilität gibt es keinen Spielraum, da unzählige externe und interne Regelungen zu beachten sind. Die agilen Mitarbeiter laufen Gefahr aus Unwissenheit das eine oder andere Gesetz zu brechen – was dann natürlich ein Fehlverhalten des Mitarbeiters darstellt. Stellen wir uns einen BMX-Fahrer vor, der sich Gedanken über Compliance macht – und schon ist die Agilität im Keim erstickt.
  • Prozesse setzen einen stabilen Rahmen
    Die Abläufe sind die entschiedenen Schritte für das wirksamste Handeln. Das Richtige richtig tun ist das dazugehörige Mantra. Nach vielen Jahren sind diese Prozesse tief im Unternehmen eingegraben. Immer gleiche Vorgänge lassen sich darüber in kürzester Zeit mit dem geringsten Aufwand abwickeln. Spezialfälle prallen an den Leitplanken ab und werden dadurch verunmöglicht. Stellen wir uns einen BMX-Fahrer auf einer Autobahn vor – und schon ist seine Bereitschaft sich agil einzubringen verpufft.
  • Hierarchen lassen nicht los
    Große Unternehmen haben die natürliche Tendenz eine Hierarchie auszubilden. Die Funktionsträger erhalten besondere Privilegien – besondere Vergütung und Insignien der Macht (z.B. Geschäftswagen, Assistenten, Bonus). Dafür sollen sie Entscheidungen treffen, Andere führen und für die Ergebnisse geradestehen. Überlässt man den Mitarbeitern die Aufgabe, Kompetenz und Verantwortung führt das zu Verlustängsten der Chefs, da sie nicht erkennen, was ihren Status dann noch rechtfertigt. Stellen wir uns einen BMX-Fahrer vor, der sich die Erlaubnis für eine Richtungsänderung einholen muss – und schon verschwinden alle Ausprägungen von Agilität.
  • Mikromanager streben nach totaler Kontrolle
    Ein verschärfter Sonderfall sind die Mikromanager, die ihre Aufgabe so interpretieren, dass sie alles bis ins Kleinste selbst beeinflussen müssen (siehe auch hier). Lange Rede kurzer Sinn: Stellen wir uns den BMX-Fahrer vor, dem jemand unentwegt ins Steuer greift – und schon liegt die Agilität am Boden.
  • Wer nichts tut, macht nichts falsch
    Es ist klar, dass die großen Unternehmen dem Bild des Wirtschaftsbeamten entgegenwirken. Der Weg des geringsten Widerstandes ist die Folge unserer natürlichen Angststarre, die tief in unserem Stammhirn verankert ist. Viele Argumente finden sich, um nicht aktiv zu werden und dadurch keine Fehler zu machen – außer vielleicht dem Fehler Nichts zu tun. Wird man dann von Vorgesetzten gefordert in einer bestimmten Weise zu handeln, haben sie die Verantwortung. Stellen wir uns einen BMX-Fahrer vor, der Angst hat hinzufallen – und schon erstarrt jegliches Potenzial für Agilität.

Fazit: Natürlich wollen alle den eigenverantwortlichen, selbstständigen, risikofreudigen Mitarbeiter, der einem BMX-Fahrer nicht unähnlich wäre. Gleichzeitig hat man die Bahn, in der die Fahrer sich bewegen sollen, zubetoniert mit Regelungen. Auf der Fahne steht Agilität. Allerdings sprechen die Rahmenbedingungen gegen diesen Ansatz. Strikte Governance begrenzt die Spielräume. Prozesse und deren IT-Umsetzungen bestimmen jeden Schritt. Die Führungskräfte sind nicht bereit loszulassen und mischen sich auf allen Ebenen ein. Die Mitarbeiter haben ihren Workaround gefunden – um die Arbeit herum. Mit diesen Rahmenbedingungen kann Agilität nicht funktionieren. Genauso wenig, wie ein BMX-Fahrer in einer Zwangsjacke angemessen agieren kann. Da BMX die Grenzen des unternehmerischen Handelns einzelner Mitarbeiter verdeutlicht, ist BMX die ideale Metapher für Agilität.

Die Metapher – Der Schlüssel in die Tiefe

Die wichtigsten Hürden beim Austausch von Informationen sind die Aufmerksamkeit der Zielgruppe und das nachhaltige Behalten der Inhalte. Dabei stehen Botschaften immer im Wettbewerb mit der sonstigen Informationsflut. Besonders gut merken sich Menschen gefühlvolle Inhalte, da diese sich leicht mit bestehenden Erfahrungen verbinden. Ein Schlüssel in die Tiefen des Bewusstseins ist die Metapher.

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Die Metapher funktioniert wie ein trojanisches Pferd, dass leicht von außen nach innen gelangt (siehe auch: Meta-Modell der Sprache). Sie verknüpft allgemeine Qualitäten und Einsichten mit der Mitteilung, die vermittelt wird. Durch die überraschende Verknüpfung aktiviert sie die Aufmerksamkeit und wird länger behalten.

Die folgenden Elemente erleichtern das Finden und die Formulierung einer Metapher. Sie wollen beispielsweise erklären, welche Funktion eine Metapher hat ?-)

  • Metapherngruppe
    Beschreiben Sie Ihre Zielgruppe und nutzen Sie die gefundenen Eigenarten zur gezielten Entwicklung der Metapher, z.B. Max Mustermann und seine alltäglichen Erfahrungen.
  • Metaphernfeld
    Finden Sie einen allgemeinen Bereich des Lebens, der allen vertraut ist und Gefühle auslöst, z.B. Technik. Die Metapher kann dann aus Dingen, Tätigkeiten oder Rollen bestehen, z.B. eine verschlossene Tür, mit einem Schloss und einem Schlüssel.
  • Metaphernmerkmale
    Die eigentlichen Eigenschaften der Metapher leiten sich aus kontextbezogenen Abläufen, Beziehungen und Gestaltungsebenen  ab, z.B. verschlossene Türen lassen sich mit einem Schlüssel öffnen.

Der Einsatz der verschiedenen Kanäle der Wahrnehmung verstärkt die Wirkung. Ihre Botschaft prägt sich besser ein, wenn Sie die Sprache, den Jargon, Ihrer Zielgruppe verwenden und ein nicht unbedingt realistisches Bild Ihrer Botschaft zeichnen.

Fazit: Die Metapher ist ein Schlüssel von der Oberflächenstruktur in die Tiefenstruktur. Die erzählerischen Elemente in Wort und Bild schaffen die gewünschte Aufmerksamkeit und verbessern die Merkfähigkeit.