Produkt- und dienstleistungsorientierte Unternehmen arbeiten auf Basis der vorhandenen Ressourcen – Material, Information, Kapital und Infrastruktur sowie Mitarbeitern. Die spontane Reaktion auf fehlende Ergebnisse ist der Abbau von Kosten, als wäre es möglich Athleten durch Entzug von Essen und Trinken fit zu machen. Dabei braucht es gezielte Aufwendungen, die die Unternehmung stärken und wieder fit machen. Dabei gibt es einfallsreiche Ansätze, die ohne Kürzungen sparen.
Die geschickte Beschaffungspolitik sowie die Nutzung von Bordmitteln und Relikten bieten vielfältige Möglichkeiten.
Geschickte Beschaffungspolitik
Mit der eingeübten Mentalität des Konsumenten ist die erste Reaktion auf einen Bedarf die Suche nach dem Neuesten, Leistungsfähigsten, Interessantesten (siehe Abbildung: der längste Bleistift). Die Einkäufer haben in der Vergangenheit fantasielos die Anforderungen überhöht und den Preis unter die Schmerzgrenze der Zulieferer gedrückt, um den scheinbar größten Vorteil für das Unternehmen zu erreichen. Das Ergebnis sind Zulieferer an der Grenze der Leistungsfähigkeit. Dies ergibt jedoch eine sinkende Qualität der Beschaffungsgüter. Vielleicht ist das der Grund für die steigende Anzahl und die immer größeren Rückrufe in der Automobilindustrie.
Geschickte Beschaffungspolitik erzeugt zusätzliche Einsparungen. Sie wird möglich, wenn die Fachbereiche
- ihr Design optimieren,
- ihre Bedarfe genauer beschreiben,
- die Bestellmengen weniger großzügig schätzen,
- den Ausschuss reduzieren sowie
- harmonischer mit dem Einkauf zusammenarbeiten.
Bordmittel
Spätestens seit der Wirtschaftskrise 2008 erinnern sich immer mehr Unternehmen an die bestehenden Bordmittel (siehe Abbildung: der mittlere Bleistift). Nachdem durch Auslagerungen und Zeitarbeit interne Tätigkeiten wegfielen, haben sich die verbleibenden, internen Mitarbeiter auf die Koordination spezialisiert. Das erschwert heute die Rücknahme der Aufgaben, die die letzten Jahrzehnte ausgelagert waren, da die entsprechenden Fähigkeiten verlernt wurden. Kosten können eingespart werden, indem die vorhandenen Ressourcen untersucht, neu zugeordnet und die fehlenden Fähigkeiten wieder trainiert werden. Die Bordmittel helfen, indem
- die Unternehmenskultur auf den Kunden ausgerichtet wird,
- Prozesse ganzheitlich verbessert und beschleunigt werden,
- unnötige Tätigkeiten vermieden werden,
- auf bürokratische Zwischenergebnisse verzichtet wird,
- bestehende Mittel neu verteilt werden,
- mit Zero-Base-Budgeting geplant wird und
- althergebrachte Strukturen aufgelöst werden.
Relikte
Überbleibsel früherer Geschäftsmodelle sind Ressourcen, die über lange Zeit zum Erfolg beitrugen, aber zwischenzeitlich als nicht mehr notwendig erachtet werden (siehe Abbildung: der Bleistiftstummel). Der Wechsel vom Bordmittel zum Überbleibsel findet schleichend statt. Selbst die sinnvollsten Produktionsmittel erreichen schließlich das Ende ihres Lebenszyklus. Gute Führung kümmert sich regelmäßig um die Einordnung des Status einer jeden Ressource. Die so gefundenen Altlasten haben folgende Schwierigkeiten.
- Sie erfüllen nicht mehr den ursprünglichen Zweck,
- erfordern teure Verwaltung,
- benötigen unnötig Platz,
- verursachen laufend Wartungskosten und
- belasten die Bilanz.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Relikte keinen Beitrag mehr leisten könnten. Durch den geschickten Einsatz sind Sie in der Lage
- verbleibende Funktionalitäten weiter zu nutzen,
- Teile wiederzuverwenden und
- durch Auflösung von endgültig nicht mehr nutzbaren Beständen Kosten zu sparen.
Nachgedanke:
Alles, was wir für Einsparungen benötigen, sind engagierte Mitarbeiter, die weitreichende Kompetenzen haben und ihre Ressourcen eigenständig steuern. Dadurch lassen sich beispielsweise die folgenden Nebenwirkungen verhindern.
- Die verwaltungslastigen, mehräugigen Entscheidungs- und Freigabeprozesse werden obsolet durch verantwortungsbewusstes Handeln aller Beteiligten.
- Die Entmündigung und Demotivierung von Managern und Mitarbeitern findet nicht mehr statt, sobald Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungen in einer Hand liegen.
- Unterschriftenfluten können für die oberste Eskalationsstufe entfallen, da diese Aufgaben konsequent an den Ort des Geschehens delegiert sind.
Das viel beschworene Unternehmertum bleibt vergessen, bis der kränkelnde Patient auf der Intensivstation landet. Die gute Nachricht ist, sobald die Krise auftaucht, spielen Kosten keine Rolle mehr, da es ums Überleben geht. Die dann erforderlichen Mittel übersteigen die vorherigen Einsparungen. Die Bonsaiansätze, die jegliches Engagement der Mitarbeiter im Keim beschneiden, rechnen sich mittelfristig nicht.
Durch geschickte Beschaffungspolitik sowie die Nutzung von den Bordmitteln und Relikten optimieren Sie nicht nur Ihre verfügbaren Ressourcen, sondern Sie steigern auch Ihren Ruf, wenn Sie ohne Kürzungen sparen.