Mit der steigenden Verbreitung von sozialen Netzen entwickeln sich neue Formen der Kontakte. Die jeweiligen Netzwerke geben diesen Kontakten unterschiedliche Bezeichnungen – Kontakt, Freund, Kreise, Follower. Die Anwender entscheiden individuell über die Reichweite bzw. die Größe ihres Netzes. Dies reicht vom Kokon der Familie, über den althergebrachten Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis, bis hin zu Gleichgesinnten oder Fans. Die Anzahl der Kontakte erstreckt sich von ein paar Handvoll bis zu zig-tausend, in Ausnahmen Millionen Kontakten (Lady Gaga hat bereits mehr als 30 Millionen Follower).
Es ist klar, dass die Kontakte mit den besten Freunden andere Qualitäten besitzen als die Beziehung zwischen Lady Gaga und ihren Followern. Der eine Kontakt ist nicht besser als der andere, sondern verschieden. Betrachten wir die Kontakte doch mal anders.
Die Anzahl von Onlinekontakten übersteigt oft die Anzahl der traditionellen Beziehungen, die ohne Internet bestehen (zwischen 100 und 250). Bei Facebook hatte ein Nutzer in 2013 durchschnittlich 342 Freunde. Wechselseitige Kommunikation findet dabei jedoch nur mit ca. zehn Personen regelmäßig statt.
Dies relativiert ein wenig den Hype, der um soziale Netze gemacht wird. Am Ende regelt sich die Anzahl der Beziehungen auf eine überschaubare Menge durch die verfügbare Zeit. Zur persönlichen Bewertung des eigenen Netzwerkes können die Kontakte nach zwei Aspekten gegliedert werden: Art der Beziehung und Kontaktstärke.
Art der Beziehung
Die Art der Beziehung beschreibt die soziale Nähe und im gewissen Sinne den Zweck der Beziehung.
- Familie/ enge Freunde
Hier finden sich die direkten Mitglieder der Familie (Eltern, Geschwister) und Freunde, mit denen einen einiges verbindet. Hier finden sich die zehn Kontakte, die am intensivsten gepflegt werden. - Freunde/ engere Bekannte/ Verwandtschaft
Freundschaften und Bekanntschaften ergeben sich bei gemeinsamen Aktivitäten (Schule, Studium, Arbeit, Hobby). Die Verwandtschaft umfasst den erweiterten Familienkreis (Großeltern, Enkel, Onkel, Tanten, Nichten, Neffen, usw.). Die Anzahl in dieser Gruppe hängt wesentlich von dem Anwender ab. Berücksichtigt man die gemeinsamen Aktivitäten, könnte es sich schnell um 40 bis 100 Kontakte handeln. - Persönliche Bekannte
Mit Personen, die man persönlich trifft und mit denen man die Adresse tauscht, steht man nicht regelmäßig in Kontakt. Es besteht jedoch ein Anknüpfungspunkt durch das persönliche Treffen. Diese Gruppe wächst mit zunehmendem Alter und wird mit der Zeit eine dreistellige Gesamtzahl. - Potenzieller Verteiler
Die größte Gruppe sind die Personen, mit denen man im Internet aufgrund von gemeinsamen Interessen oder Ähnlichem den Kontakt tauscht. Auch ohne persönliche Begegnung besteht bei dieser Gruppe die Möglichkeit, direkten Kontakt aufzunehmen oder Informationen zu schicken. Die Anzahl in dieser Gruppe hängt wesentlich von den Aktivitäten in den sozialen Netzen ab. Man erzielt schnell eine vierstellige Zahl von Kontakten. Mein größter Xing-Kontakt hat mehr als 74.000 Kontakte.
Es wäre interessant eine Studie bezüglich der durchschnittlichen Anzahl von Kontakten für den jeweiligen Typ der Beziehung durchzuführen.
Kontaktstärke
Der zweite Aspekt ist die Kontaktstärke. Hierbei wird die Wechselseitigkeit des Kontakts betrachtet.
- Kein/einseitiger Austausch
Hierbei handelt es sich um die Kontakte, die aufgrund einer bloßen Bestätigung bestehen. Die Partner tauschen keine oder sehr wenige Botschaften aus. - Mehr Ausgang als Eingang
In dieser Beziehung schickt ein Partner wesentlich mehr direkte Botschaften als der andere. - Gleichviel Ausgang und Eingang
Hierbei handelt es sich um ausgewogene wechselseitige Beziehung. - Mehr Eingang als Ausgang
In diesem Fall erhält ein Partner wesentlich mehr direkte Botschaften als er/sie selbst verschickt.
Bei dem ersten Fall handelt es sich um das natürliche Rauschen, das in sozialen Netzen besteht. Die meisten Kontakte gibt es bei den persönlichen Bekannten und dem potenziellen Verteiler.
Fazit
Es scheint so zu sein, dass die sozialen Netzwerke sich ähnlich verhalten, wie die Gemeinschaften der Vergangenheit. Die Kernkreise sind immer noch die überschaubaren 100 bis 250 Personen, mit denen wir immer in Beziehung standen. Regelmäßiger, wechselseitiger Austausch findet mit ca. zehn Personen statt.
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