Im Geschäftsleben ist man immer wieder Energiefressern ausgesetzt, die unseren Tatendrang zu ihren eigenen Vorteilen ausbeuten. Es ist schwer, ihnen zu entkommen. Sie drängen sich auf und belegen gedankenlos scheinbar freie Kapazitäten und sind unfähig zu bemerken, wann sie bestehende Grenzen überschreiten. Häufig sind es die, die das Glas halb-leer sehen, unentwegt kritisieren, selbstverliebt sind und an Hybris leiden. Sie beklagen sich ständig, meistens über andere, stöhnen über ihre Probleme, erzählen negative Geschichten, verbreiten Missmut und schaffen Unsicherheit. Sie haben ihr Talent perfektioniert, andere arglos und ohne Rücksicht auszunutzen, und fühlen sich durch die scheinbaren Erfolge, die sie erzielen, bestätigt. Sie kontaminieren Gruppen aller Art und vergiften den Alltag. Wie kann man jedoch diese Energiefresser ins Abseits drängen, damit der Schwung für die wichtigen Aufgaben erhalten bleibt.
Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Energiefresser erst bemerkt werden, wenn es fast zu spät ist. Es erfordert Achtsamkeit, um die Einflussversuche erkennen und angemessen darauf reagieren zu können. Mögliche Hinweise sind:
- Kontinuierliche Stresserzeugung durch überzogene Anforderungen und Schuldzuweisungen
- Fehlende Wertschätzung durch unausgewogene Kritik – ständiger Schwerpunkt auf Schwächen
- Ungleichgewichtiges Win-win durch einseitige Ausbeutung der Zusammenarbeit
- Unausgeglichener Austausch von Informationen durch mangelhafte Bereitstellung von Inhalten
- Fehlende Gelegenheiten sich zu beweisen durch konsequente Begünstigung von Anderen
- Verschwendete Zeit durch ungeplante und unnötige Treffen
- Überraschendes Lob durch Komplimente und positive Erwähnung früherer Erfolge, jedoch ohne Beiträge im Hier und Jetzt.
Folgende Maßnahmen schützen die eigenen Kräfte vor Ausbeutung.
- Abstand halten
Am besten hält man sich fern von den entsprechenden Energiefressern, indem man Gelegenheiten meidet, in denen sie präsent sind – informelle Treffen, Arbeitsgruppen, Sitzungen, Projekte und besonders semi-private Anlässe. - Grenzen ziehen
Es ist nicht immer möglich den notwendigen Abstand zu halten. Deshalb ist die Festlegung von klaren Grenzen die letzte Möglichkeit, um sich Energiefresser vom Leibe zu halten, indem man klar und respektvoll sagt, was man will, bereit ist zu tun oder was Andere unterlassen sollten. Sobald man sie zu nahe an sich heranlässt, nutzen sie diese Nähe gnadenlos aus. - Vereinnahmung verhindern
Häufig sind sich die Energiefresser selbst nicht bewusst, was sie tun. Die Vorbereitung einer Vereinnahmung hat mit dem eigentlichen Interesse nicht unbedingt etwas zu tun. Spätestens, wenn der Versuch sichtbar wird, ist Zurückhaltung und im Notfall ein entschiedenes Nein erforderlich. - Verantwortung ablehnen
Die Steigerung der Vereinnahmung ist die explizite Zuweisung von Verantwortung. Es ist wohlgemerkt das normalste der Welt Verantwortung für dein Tun und der Ergebnisse zu übernehmen. Allerdings nicht, wenn es sich nur um eine prophylaktische Schuldzuweisung handelt. - Zweifeln
Intuitiv wissen wir, dass Vertrauen gut ist. Ebenso haben wir gelernt, dass Zweifeln besser ist. Nicht weil alles, was uns mitgeteilt wird, falsch ist, sondern weil sich Verzerrungen in Äußerungen einschleichen – einmal aus Versehen und ein anderes Mal um unsere Energiespeicher auszubeuten. - Selbstbewusst sein
Die eigenen Grenzen und Möglichkeiten sowie die Bereitschaft darüber hinauszugehen zu kennen hilft, wenn man sich in Teams einbringt. Es ist immer die eigene Entscheidung, ob man bereit ist, etwas zu tun. Und meistens gibt es soviel zu tun, dass sowieso etwas auf der Strecke bleibt – warum nicht die Energiefresser. - Freundlich abwenden
Wenn alles nichts nützt, bleibt immer noch die Flucht. Bemerkt man den Schwungverlust zugunsten eines Energiefressers zu spät, genau dann ist immer noch die Möglichkeit sich zurückzuziehen. Jede Vereinbarung ist jederzeit kündbar – bescheiden, entschuldigend und höflich.
Fazit: Die größten Produktivitätskiller von Gruppen sind Energiefresser. Dies sind Leute, die andere zum eigenen Vorteil ausbeuten und damit der Gesamtheit schaden. Sie sind schwer erkennbar, aber einige Hinweise enttarnen sie – der Stress, den sie erzeugen, die fehlende Wertschätzung, fehlendes Win-win, usw. (siehe oben). Je nach Persönlichkeit werden sie früher oder später bemerkt. Sobald einem jedoch bewusst wird, dass es sich um eine Person handelt, die einen ausnutzt, kann man sich angemessen wehren – z.B. Abstand halten, Grenzen ziehen, Vereinnahmung verhindern, Verantwortung ablehnen usw. (siehe oben). Auch wenn diese Personen den Eindruck erwecken, dass sie die Produktivität eines Unternehmens steigern, zerstören sie sie auf lange Sicht – die Gesamtleistung sinkt, die Motivation stürzt ab und die Energiefresser zerstören mit ihren Manipulationen den Zusammenhalt. Aus diesen Gründen sollten Energiefresser isoliert und unschädlich gemacht werden.