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Wenn Selbstvertrauen zu Hybris wird

Die größte Hürde auf dem Weg zur Umsetzung der eigenen Vorhaben ist die Unsicherheit bezüglich der eigenen Fähigkeiten – den vorhandenen Rollen; Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT); den Angeboten und den dazugehörigen Bausteinen des Geschäfts (Business Model Canvas); vor allem der eigenen Strategie. Die Elemente, auf denen wir das Selbstvertrauen aufbauen, verunsichern, weil wir nur ein vages Selbstbild haben. Zusätzlich entwickeln wir hohe Erwartungen und überhöhen unsere verfügbaren Anlagen. Wir übersehen unsere Schwächen und die Gefahren und huldigen gleichzeitig einem unrealistischen Perfektionismus. Diese Widersprüche erzeugen verstörende Selbstzweifel, die oft in Überheblichkeit gipfeln. Verstärkt wird die Situation durch Coaches und Berater, die uns glauben machen, dass wir unser Angebot durch eine aufpolierte Außendarstellung und souveränes Auftreten unterstreichen müssen. Sie vergessen dabei zu erwähnen, dass unser Ergebnis auf unseren tatsächlichen Möglichkeiten aufbaut. Die Folge ist eine übertriebene Selbstgefälligkeit, die leicht zu Hybris wird.

Bei der schrittweisen Entdeckung unserer Möglichkeiten orientieren wir uns an den Wettbewerbern. Wir laufen dabei Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren – die Messlatte liegt am Ende stets höher als beim Wettbewerber. Wenn wir dann noch unsere aufrichtige Selbsteinschätzung abschalten, führen blinder Stolz und übertriebene Selbstverliebtheit zur Überschätzung der eigenen Fähigkeiten – vom gesunden Selbstvertrauen direkt in die Hybris. Folgende Maßnahmen verhindern dieses Abheben in ungesunde Selbstüberschätzung.

  • Erfüllbare Leistungen
    Die Beschreibung des eigenen Geschäftsmodells, des Selbstbildes und der Strategie liefert die Elemente, mit denen Sie Ihre Kunden gewinnen. Die Betonung liegt auf beschrieben. Wenn Sie beispielsweise Ihre Zukunft nicht in Wort und Bild verdeutlichen, können Sie nicht erwarten, dass Ihre Kunden sich darauf einlassen. Entscheidend ist Ihr machbares Nutzenversprechen, dass auf die gewünschten Zielgruppen zugeschnitten ist.
    Wecken Sie keine Erwartungen, die Sie nicht erfüllen können.
  • Unterschiedliche Blickwinkel
    Nehmen Sie bei der Ausarbeitung unterschiedliche Standpunkte ein, um Ihre geschäftlichen Bestandteile mit abweichenden Maßstäben zu bewerten – z.B. aus Kundensicht, aus finanzieller, gestalterischer und technischer Perspektive. Sie fördern damit auch das gemeinsame Verständnis.
    Visieren Sie bestimmte Gruppen an und vermeiden Sie die eierlegende Wollmilchsau, da Sie nie alle mit einer Lösung glücklich machen können.
  • Wirksame Resonanzgruppen
    Die Betrachtung sollte nicht von einem elitären Kreis von Querdenkern im Elfenbeinturm durchgeführt werden, sondern unter Beteiligung wesentlicher interner und externer Stakeholder – aus verschiedenen Ebenen, Fachgebieten, Regionen, Kulturen usw. Dadurch erhalten Sie ein umfassendes Feedback.
    Bemühen Sie sich um möglichst vielfältige Rückmeldungen, da in einer breit aufgestellten Gruppe mehr Ergebnisse erzeugt werden, als wenn jeder für sich arbeitet.
  • Offene Feedbackkultur
    Der Gedankenaustausch läuft schnell und ungesteuert ab. Dabei setzen sich spontan Kräfte frei, die die Vorschläge n im Keim ersticken. Dies führt dazu, dass Meinungen nicht mehr frei geäußert werden. Das Feedback sollte so ausgetauscht werden, dass klar wird, was sachlich gemeint ist und Rückmeldungen wertfrei, zeitnah und unter vier Augen geteilt werden.
    Vermeiden Sie toxische Rückmeldungen auf Feedback, indem Sie Regeln festlegen, die störende Kritik unterdrücken und den offenen Austausch der Ideen fördern.
  • Überzeugte Selbstdarstellung
    Am Ende geht es um eine wirkungsvolle Aufbereitung Ihrer Möglichkeiten, die beim Publikum angemessene Erwartungen wecken – ohne prahlerische und unerfüllbare Großspurigkeit. Auf Basis der bisherigen Maßnahmen entwickeln Sie Ihr Selbstbild, an das Sie, Ihre Führungskräfte und Mitarbeitenden sowie Partner glauben können. Sie präsentieren sich im richtigen Licht und erzeugen Schwung und Commitment in Ihrem Bereich.
    Solide Selbstbewusstsein schafft Vertrauen und einen authentischen Auftritt – ohne Hybris.

Fazit: Klappern gehört seit Jahrhunderten zum Handwerk. Es ist der Weg, um auf sich aufmerksam zu machen. Früher war das Klappern der Soundtrack eines Gewerbes – es klapperten Mühlen, Maschinen, Werkzeuge und Webstühle. Heute erreicht das Klappern der Tastatur die Klienten nicht mehr. Um auf uns aufmerksam zu machen, braucht es eine auf Kunden ausgerichtete Selbstdarstellung, die uns aus der Menge der Angebote hervorhebt. Wenn dem Selbstvertrauen die Grundlage fehlt, führt das schnell zu schädlicher Überheblichkeit. Sie brauchen erfüllbare Leistungen, die überzeugend dargestellt sind. Betrachten Sie Ihr Geschäftsmodell, die Strategie und das Selbstbild aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Eine diverse Resonanzgruppe hilft bei der Bewertung mit ehrlichem Feedback. Durch eine offene Feedbackkultur werden die unterschiedlichen Meinungen gehört und können verarbeitet werden. Das Ergebnis ist eine überzeugende Selbstdarstellung, die ohne Übertreibungen Ihre Möglichkeiten aufzeigt. Schlussendlich verhindern Sie damit, dass Ihr Selbstvertrauen zur Hybris wird.

 

Holzwege, die die eigene Firma ruinieren

Die Mythologie hat uns die Geschichte von Narziss überliefert, der aus Rache verdammt wurde, unstillbar in sich selbst verliebt zu sein. Eines Tages fand er eine wunderschöne Spiegelung in einem See und konnte sich nicht mehr abwenden, ohne zu bemerken, dass es sein eigenes Abbild war. Als ein Blatt die glatte Oberfläche des Wassers kräuselte, erkannte er sich plötzlich auf den kleinen Wellen und fühlte sich hässlich und starb. Das Schicksal von Narziss, sich selbst falsch wahrzunehmen und anschließend zu vergehen, ist ein warnendes Beispiel für Führungskräfte, die eigene Firma nicht aufgrund falscher Selbstwahrnehmung zu ruinieren.

Die folgenden Punkte erleichtern es, einige Holzwege zu erkennen.

  • Alles selbst machen wollen
    Sicherlich ist es kein Nachteil, wenn man weiterhin in der Lage ist, etwas selbst zu tun. Das beginnt bei dem Kundenkontakt, den man nicht verlieren möchte, geht über die Erstellung einer Leistung, bis hin zu der Suche nach Lösungen. Damit eine Führungskraft die Aufgaben erfüllen kann, sollte sie das Geschäft kennen und in der Lage sein, Teilaufgaben zu erfüllen.
    Dies bedeutet jedoch nicht, dass man alles selbst macht und sich überall einmischt. Nach Jahren passt das ursprünglich angesammelte Wissen nicht mehr zu den aktuellen Aufgaben, was jene nicht davon abhält, sich einzumischen und die Ergebnisse zu verschlimmbessern. Man umgeht diesen Holzweg, indem man sich auf die Aufgaben konzentriert, die den Mitarbeitern Probleme lösen und ansonsten den benötigten Freiraum schaffen.
  • Neues ignorieren
    Im Rahmen der Führung ist es vorteilhaft, sich für Neues zu interessieren, aktiv neue Wege zu finden und sie zu fördern. Langjährige Chefs sind belastet mit Erfahrungen aus dem letzten Jahrtausend, was dazu führt, dass sie schwammige Aufträge für neue Inhalte erteilen, weil sie selbst keine Vorstellung für eine zeitgemäße Lösung haben.
    Dies hindert sie jedoch nicht, ihr althergebrachtes Wissen zu nutzen, um innovative Lösungen ihrer Mitarbeiter zu verhindern oder zu entfernen – sei es, weil sie sie nicht verstehen oder weil sie nur das, was sie kennen, vertreten können. Der nahe liegende Ausweg ist lebenslanges Lernen und eine Quote für die Einführung von Neuem.
  • Hybris – sich zu überschätzen
    Selbstbewusstsein erfordert die wiederholte Beschäftigung mit den eigenen Fähigkeiten, den Überzeugungen und mentalen Modellen. Von Verantwortlichen sollte man erwarten können, dass sie im Rahmen des Selbstmanagements, sich regelmäßig überprüfen. Ohne die entsprechende Selbstreflexion stecken die Führungskräfte in einem Teufelskreis fest.
    In der Folge überschätzen diese Personen ihre Fähigkeiten. Sie verfallen dann in eine rechthaberische Hybris, die dem Rest der Welt keine Luft zum Atmen lässt. Und schließlich kommt es aus Unwissenheit zu dramatischen Fehlentscheidungen, die das gesamte Unternehmen gefährden. Ein auf den Einzelnen zugeschnittenes Executive Coaching, bietet die Chance, sich seine Fähigkeiten bewusst zu machen und eine Abzweigung, weg vom Holzweg, zu auszuwählen.
  • Fehlende Wertschätzung
    Mit der Hybris kommt gleichzeitig eine Geringschätzung der Kunden, Kollegen, Mitarbeiter und Zulieferer. Die Kunden werden diffamiert, weil sie die angebotene Lösung nicht verstehen – obwohl wir wissen, dass der Wurm dem Fisch und nicht dem Angler schmecken muss. Auch unangemessene Kommentare über die Kollegen im Führungskreis machen den mangelnden Respekt sichtbar. Nicht zu reden von dem Bild der Mitarbeiter, die scheinbar nicht verstehen, was der Chef will, und nicht in der Lage sind, das Erforderliche umzusetzen. Schließlich werden die Zulieferer bemäkelt, die nicht die erwartete Qualität liefern.
    Dieser Zwang, alles auf andere zu schieben, ist ein klarer Holzweg, der das Unternehmen bedroht. Im Rahmen von Executive Coachings erhalten die Chefs die Gelegenheit, ihr Verhalten zu überdenken, anzupassen und einen für alle besseren Weg zu finden.
  • Doublebinds
    Einen besonders perfiden Führungsstil zeigen Chefs, die eine breite Palette an Aufgaben verteilen und am Ende nicht die geleisteten Ergebnisse honorieren. Sie bemäkeln immer die fehlenden Teile. Wenn die Aufgaben A, B und C als übertriebene Ziele formuliert wurden und man „nur“ A und B liefert, wird beanstandet, dass C fehlt – wird andererseits A und C geliefert, gilt das Gleiche für B usw.
    Der sogenannte Doublebind, der, egal was man macht, zu einer negativen Bewertung führt, ist ein gängiges Mittel des toxischen Machterhalts. Nur ein funktionierendes, gemischtes Führungsteam, das sich selbst reguliert, bietet einen Ausweg.
  • Ungleichbehandlung
    Als Führungskraft hat man Verantwortung und Verpflichtungen gegenüber ALLEN Mitarbeitern. Das schließt die Bevorzugung von einzelnen aus. Verschärfend werden sie dem Rest als gutes Beispiel vorgeführt. Besonders fällt das in schlecht vorbereiteten Veranstaltungen auf, die eigentlich den Teamgeist verbessern sollen, aber unbemerkt die Cliquenbildung stärken. Wenn mit unterschiedlichen Messlatten gemessen wird, dann hat man mindestens die Hälfte der Belegschaft bereits vor der Krise verloren.
    Die Ausgrenzung von Mitarbeitern führt zu schlechten Leistungen, innerer Kündigung und sogar Sabotage. Dies bekommt man dadurch in den Griff, dass man sachliche Beurteilungskriterien einführt und den Führungskräften ihre Vorurteile und mögliche Pfade bewusst macht.
  • Lügen
    Das bewusste Spiel mit der Wahrheit ist ein weiteres Zeichen für ein zerstörerisches Führungsverständnis. Dies beginnt bei einer selektiven Informationspolitik, die nicht allen das Gleiche mitteilt. Es lässt sich daran erkennen, dass Informationen in eine Verpflichtung zur Geheimhaltung eingebunden werden. Es eskaliert, wenn die Mitarbeiter gegeneinander ausgespielt werden, indem sie negative Informationen über die Kollegen liefern sollen oder sogar offen Unwahrheiten über einzelne verbreitet werden. Spätestens hier werden toxische Chefs sichtbar – wenn halb-offiziell Lügen konstruiert werden, um das eigene Fehlverhalten zu kaschieren.
    Ausweg bietet eine moderierte Kulturentwicklung, die vor allem die Werte so etabliert, dass sie für die Mitarbeiter UND die Führungskräfte gelten. Schwerpunkt sind dabei alle vertrauensbildenden Maßnahmen bezüglich der sichtbaren Verhaltensweisen und Rituale, der kollektiven Werte und den tief verankerten Annahmen.

Fazit: Es sprechen zwar alle von der digitalen Transformation, aber sie übersehen dabei, dass das Geschäft weiterhin auf den Schultern der Mitarbeiter ruht. Aus diesem Grund ist es ein großes Risiko, die Ausführenden vor den Kopf zu stoßen. Menschen benötigen lange Zeit, um sich mit dem Geschäft vertraut zu machen. In den meisten Fällen kocht der Frosch bereits mit 90 Grad, ohne es zu bemerken. Die obige Liste hilft dabei, Holzwege frühzeitig zu identifizieren. Im Brennpunkt sind die Führungskräfte, die alles selbst machen wollen, Neues ignorieren, an Selbstüberschätzung leiden, ihre Umwelt nicht wertschätzen, Zwickmühlen erzeugen, die Mitarbeiter ungleich behandeln und mithilfe von Lügen ihre Macht erhalten. Am Ende gibt es für die Mitarbeiter drei Auswege, um die Situation aufzulösen: liebe es, ändere es oder lass es los. Und genau der dritte bedroht das Unternehmen, da jeder Weggang das geschäftliche Risiko erhöht – vor allem bei kleineren Firmen. Sobald die Leute etwas Besseres haben, sind sie weg und überlassen das Unternehmen seinem Schicksal. Es sind jedoch nicht die Mitarbeiter das Problem, sondern jene, die den Zusammenhalt und damit das Unternehmen ruinieren. Suchen Sie anhand der obigen Liste nach Holzwegen, um sie zu vermeiden und die eigene Firma nicht zu ruinieren.