Ohrenspitzer sind Floskeln, die Aufmerksamkeit erfordern. Botschaften bestehen aus Beschreibungen, die Sachverhalte vermitteln sollen. Sprecher senden dabei zusätzlich versteckte Botschaften über sich selbst. Der Schlüssel zu diesen Preisgaben steckt oft in den ersten Worten. Entschlüsseln lassen sich die Hintergründe durch entsprechende Rückfragen.
Schauen wir uns ein paar neue Ohrenspitzer an.
- Ich würde …
Die gute Nachricht, die mit diesem Anfang signalisiert wird, ist, dass sich jemand Gedanken macht, was zu tun ist. Startet der Satz darüber hinaus mit „Ich“ steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Person selbst um die Lösung bemüht. Wenn aber das Wort würde folgt, ist es unklar, ob diese Person wirklich bereit ist, sich persönlich einzubringen. Beispiel: Ich würde mal eine andere Lösung ausprobieren.
Um den Sprecher aktiv zu halten, kann man sofort reagieren: Gute Idee! Mach mal! - Sachlich betrachtet …
Aussagen lassen sich unterschiedlich auslegen. Um dem Inhalt mehr Gewicht zu geben, befreit man ihn von dem Dünkel der persönlichen Befangenheit, indem man die Sachlichkeit ausdrücklich hervorhebt. Dabei gibt es diese Neutralität nicht, da alle Behauptungen immer subjektiv eingefärbt sind. Aussagen hängen stets von dem Standort und den Erfahrungen des Beobachters ab. Das wird erkennbar, wenn mehrere Personen den gleichen Sachverhalt unterschiedlich beschreiben. Beispiel: Sachlich betrachtet bleiben nur diese Auswahlmöglichkeiten.
Um sicherzustellen, dass man dem tatsächlichen Sachverhalt möglichst nahekommt, kann man weitere Belege erfragen: Gibt es weitere sachliche Beiträge? - Ich meine das wirklich ernst!
Aussagen können Aktivitäten ankündigen sowie Meinungen und Gefühle vermitteln. Sie betreffen den Sprecher oder repräsentieren seine Einschätzungen. Die wirklichen Absichten, die eine Person hat, lassen sich an den genutzten Worten nicht erkennen. Aus diesem Grund unterstreichen die Sprecher deren Bedeutung, indem sie die Ernsthaftigkeit durch diesen Ohrenspitzer deutlich machen. Beispiel: Wir müssen uns mehr anstrengen, um unser Ziel zu erreichen, da wir ansonsten Probleme bekommen. Ich meine das wirklich ernst.
Um das Momentum der Entschiedenheit des Sprechers zu nutzen, sollte man seine Ernsthaftigkeit herausfordern: Dann setzen wir uns doch sofort zusammen und legen die weiteren Schritte fest. - Das ist einfach so.
Manche Gespräche enden mit der Aussage, dass es nichts mehr zu sagen gibt, da es einfach so ist. Diese klassische Killerphrase ist der Versuch jegliche Stellungnahmen und Widersprüche im Keim zu ersticken. Beispiel: Wir können das nicht. Das ist einfach so.
In diesem Fall kann man dem Sprecher aus seinem Widerstand heraushelfen: Was bräuchten wir denn, damit es auch anders geht? - Aus meiner langjährigen Erfahrung …
Eine besonders unbescheidene Aussage ist der Hinweis auf die eigenen Kompetenzen. Da ein Sprecher mit seinen Worten immer auch über sich spricht, sollte man seine Aufmerksamkeit auf mögliche Schwächen oder Bedenken der Person richten. Beispiel: Aus meiner langjährigen Erfahrung kenne ich diese Schwachstelle.
Dies ist eine gute Gelegenheit den Erfahrungsschatz wiederzuverwenden, indem man die Aussage hinterfragt: Wie haben Sie das denn bisher gelöst?
Fazit: In Aussagen stecken oft zusätzliche Signale, die einem helfen, die Absichten des Sprechers besser zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Theoretiker, Realisten, Ernsthafte, Vereinfachende und Erfahrene liefern dabei zusätzlich zu den Inhalten Botschaften, die deren eigentliche Absichten anhand der genutzten Floskeln erkennbar machen. Es lohnt sich auf diese Ohrenspitzer zu achten und sie als Verstärker für sich zu nutzen.