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Raus aus der Haftung

Der Druck auf Entscheidungsträger steigt. Die Entscheidungen von Vorständen und Geschäftsführern enden immer häufiger mit Verurteilungen. Compliance und potenzielle Pflichtverletzungen bedrohen Führungskräfte. Solange alles gut läuft und keine ungesetzlichen Vergehen vorliegen besteht keine Gefahr. Sobald jedoch der Erfolg ausbleibt, müssen in Zukunft Entscheider damit rechnen, von der eigenen Firma verklagt zu werden. Welche Möglichkeiten gibt es, um raus aus der Haftung zu kommen?

Flucht

Es bleibt immer ein Restrisiko, dem man nicht entkommt. Zumindest kann man das Risiko durch die folgenden Gegenmaßnahmen reduzieren.

  • Governance
    Dokumentierte Vorgaben zeigen das Bestreben, vorschriftsmäßiges Verhalten durchzusetzen. Dies wird durch fortlaufende Betonung der Regelungen in Sitzungen und Veranstaltungen unterstrichen.
  • Subunternehmer
    Die Nutzung von Subunternehmern ermöglicht die Verlagerung der operativen Verantwortung. Damit kann die Haftung für Personal umgangen werden, die sich ansonsten aus Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen ergeben würde. Auch das Risiko von Missmanagement wird erst mal an den Subunternehmer weitergegeben (z.B. der Doha Express Highway – Bilfinger versus Tubin; die Ölplattform Deepwater Horizon – BP versus Transocean).
  • Kritische Felder outsourcen
    In der Bilanz lassen sich risikobeladene Bereiche, vom laufenden Geschäft trennen. Ein gutes Beispiel ist die Gründung von Bad Banks, in die Banken während der Krise riskante, schlechte Papiere verschoben haben, wodurch das Risiko an die Steuerzahler weitergereicht wurde. Aktuellstes Beispiel sich aus der Haftung zu schleichen, ist der Versuch die riskanten Unternehmensteile aus dem eigentlichen Unternehmen EON herauszulösen. Durch das Abspalten der unsauberen Technologien Kohle, Atom und Gas, mit all ihren Risiken, bereitet EON den Weg für die Übergabe der Kosten der Nachsorge an die deutschen Steuerzahler vor.
  • Aufmerksamkeit verschieben
    Für den Fall, dass man sich eigentlich mit dem Problem beschäftigen muss, ist es ein geschickter Ansatz, die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema umzuleiten. Der erste Impuls ist sicherlich die Benennung eines Sündenbocks. Ablenkung verschafft auch das Beklagen von drastischen Konsequenzen und der Notwendigkeit sie zu verhindern. Das Zelebrieren von bereits erreichten Ergebnissen geht in jedem Fall immer.
  • Flüchten
    In der Vergangenheit hat es sich als effektiv erwiesen, die kritischen Unternehmen zu verkaufen (wie im Fall Bhopal der Verkauf von Union Carbide an Dow Chemical) oder die Entwicklung einer neuen Strategie, die die alten Probleme obsolet macht (wie im Falle der Gründung einer neuen Airline durch Lufthansa). Eine persönliche Strategie könnte sein, den Job zu wechseln.
  • Geständnis
    Auf der Grundlage der bekannt gewordenen Sachlage Fehlverhalten zuzugeben, ist immer der beste Schritt zur Schadensbegrenzung. Versuche etwas zu vertuschen wird früher oder später sowieso aufgedeckt und erweckt den Eindruck von schlechtem Gewissen. Ein Geständnis mindert bei rechtlichen Vergehen auch die Höhe der Strafe.

Für den Ernstfall bieten Versicherer bereits Haftpflichtversicherungen für Manager. Diese D&O*-Versicherungen decken Fehler ab, die nicht vorsätzlich verübt werden.

Fazit: Einerseits bedingen neue Führungsstile eine größere Beteiligung der Mitarbeiter bei der Entscheidungsfindung. Gleichzeitig werden die Chefs persönlich in die Pflicht genommen. Die Entscheidung für eine Führungsposition ist nicht mehr nur bestimmt von dem Wunsch nach mehr Gehalt, sondern auch von der Bereitschaft und der Fähigkeit Risiken einzugehen. Mit den obigen Maßnahmen kann die Haftbarkeit minimiert werden.

*) D&O = Directors and Officers

Out of the liability

The pressure on decision makers is increasing. The decisions of the board and the managing directors result more and more frequently in criminal convictions. Compliance and potential breaches of duty threaten executives. As long as things go well and no illegal crimes are existing, there is no danger. However, as soon as success is missing, decision makers should expect that they could be sued by their own company. What are the options, in order to get out of the liability?

Flucht

There is always a residual risk that no one can escape. At least you can reduce the risk with the following counter measures.

  • Governance
    Documented specifications show the effort to enforce proper behavior. This is underlined by continuous emphasis of rules in meetings and events.
  • Subcontractors
    The use of subcontractors enables the transfer of the operational responsibility. Thereby you can bypass liability for employees that could result from labor and works agreements. Also the risk of mismanagement is passed in the first place to the subcontractor (e.g. the Doha Express Highway – Bilfinger versus Tubin; the oil platform Deepwater Horizon – BP versus Transocean).
  • Outsource critical fields
    In the balance you can separate risk-loaded areas from the current business. A good example is the foundation of bad banks, in which banks moved risky, bad papers during the crisis, whereby the risk was passed on to taxpayers. Most current example to creep out of the liability is the attempt to extract risky parts from the actual enterprise EON. By splitting off the dirty technologies coal, atom and gas, with all its risks, EON prepares the way for passing the follow-up costs of the aftercare to the German taxpayers.
  • Shift attention
    It is smart to divert the attention to another topic in case that one actually has to take care of the problem. The first impulse is surely the nomination of a scapegoat. Distraction provides also complaining about drastic consequences and the need to prevent it. Celebrating results that are already achieved always works in any case.
  • Escaping
    In the past, it has proven especially effective to sell the critical enterprises (like in the case of Bhopal the sale of Union Carbide to Dow Chemical) or the development of a new strategy that makes the old problems obsolete (as in case of founding a new airline by Lufthansa). A personal strategy could be to change the job.
  • Confession
    To admit failure based on leaked out circumstances is always the ideal step for damage control. In any case attempts to hush up something will sooner or later become uncovered and creates the impression of bad conscience. A confession also reduces the height of the punishment for legal misdemeanors.

Insurers already offer liability manager insurances in case of emergency. This D&O*-insurance covers mistakes that are not committed deliberately.

Bottom line: On the one hand new styles of leadership result in a larger participation of the employees during decision making. At the same time the bosses are held personally accountable. Therefore, one has to consider that the decision for taking over a leadership position is not only determined by the desire for m ore money, but also by the willingness and the ability to take risks. With the measures above the liability can be minimized.

*) D&O = Directors and Officers